Rezension

Geschichte wunderbar verpackt ...

Worte für die Ewigkeit - Lucy Inglis

Worte für die Ewigkeit
von Lucy Inglis

Bewertet mit 5 Sternen

Hopes Mutter hat entschieden, das sie aus beruflichen Gründen, den Sommer in Montana verbringen werden, ob sie nun will oder nicht. Gefrustet und widerwillig packt sie ihre Sachen und ergibt sich ihrem Schicksal, einen Sommer aus Langweile zu überleben. Erst am Flughafen reißen Hopes Gewitterwolken auf, denn der Rangersohn Cal holt sie ab und der lässt ihr Herz höher schlagen. Die Landschaft und das Leben von Montana sind so anders und die ersten Tage sind das reinste Abenteuer und es wird noch turbulenter, denn Hope findet ein Tagebuch, aus einer Zeit, wo das Land noch wilder und in Umbruchsstimmung war. Geschrieben hat es die junge Emily, die auf Reisen war und durch ein Unglück bei Nate gelandet ist. Was wird Emily erlebt haben? Und warum ist diese Geschichte so wichtig für Hope? Welches Schicksal teilen die beiden Frauen? Und kann sich das Vergangene wiederholen?

Diese Geschichte spielt auf zwei Ebenen, zum einen haben wir das Montana 1867, rau, wild und für eine junge Frau sehr gefährlich und zum anderen die Gegenwart mit Hope, die es auch nicht leicht hat, gegen ihre resolute Mutter anzukommen. Beide Geschichten drehen sich um Freiheit, Erwachsen werden und um den Willen, selber sein Leben so zu leben, wie Emily und Hope es möchten. Dazu kommt noch ein tiefer Blick in die Geschichte des Landes, die Übernahme der Siedler, die Ausrottung der Büffel und Indianer und deren Auswirkungen ins Hier und Jetzt. Ein wirklich tolles Thema und ich fand es gut umgesetzt, schade das es solche Bücher so selten gibt.

Fangen wir mit Hope an, denn so fängt auch das Buch an, mit einem Mädchen, was packen muss. Ihre Entscheidungsfreiheit beruht immer auf den Wünschen ihrer Mutter, denn diese möchte immer nur das Beste für ihr Kind und merkt nicht dabei, dass sie es übertreibt und ihre Macht zu weit ausnutzt. Hopes Mutter untergräbt nämlich ihre Wünsche im Kern und selbst die aufblühende Romanze zu Cal ist dieser ein Dorn im Auge. Schnell sind Vorurteile und ihre eigenen schlechten Erfahrungen mit Männern das Thema und Hope soll sich fügen. So spüren wir Leser schnell eine große Sympathie für dieses junge Mädchen und hoffen und bibbern mit, dass sie einen Weg finden wird, Stärke zu entwickeln und endlich ihre Träume auch aussprechen zu dürfen. Natürlich ist Cal auch nicht von schlechten Eltern und hat selbst ein Auge auf dieses Mädchen geworfen, aber seine Vergangenheit hält ihn zurück. Bis er sie mit auf einen Ausflug nehmen muss, wo beide aufeinander angewiesen sind und von einem Tagebuch Unterstützung bekommen.

Emily ist von England auf den Weg zu ihrer eigenen Hochzeit, mit einem Mann, den sie noch nie begegnet ist. Dabei kommt ihr kleiner Trupp nur langsam voran und letztendlich passiert ein schlimmes Unglück und sie ist die einzige Überlebende. Ihr Retter ist ein ungewöhnlicher Mann, er passt nicht richtig zu den Siedlern und auch nicht zu den Indianern, er lebt allein und einsam und Emily fühlt sich wie eine Gefangene. Nate sieht es nämlich nicht ein, sie zurückzubringen. Stück für Stück muss Emily ihre wohlgeborene Erziehung über Board werfen und sich dem rauen Leben öffnen, der Schönheit der Landschaft, der Einfachheit des Lebens und dem Glück auf einem Pferd zu reiten. Emily und Nate sind ein ungewöhnliches Paar, er liebt die raue und wilde Einsamkeit und sie kämpft mit dem Korsett ihrer Erziehung, aber genau diese Gegensätzlichkeit macht sie zu etwas Besonderen und lässt uns Lesern einfach nicht los. Wir wollen Emily wachsen sehen, sehen, wie die Freiheit schmeckt und welchen Weg sie einschlagen möchte. Tja, und außerdem ersehen wir uns natürlich einen Kuss, nur Mal am Rande.

Diese beiden Ebenen verwebt die Autorin sehr geschickt, dabei wählt sie, zwei verschiedene Erzählstile, während wir Hopes Geschichte flüssig und aus der dritten Person erzählt bekommen, ist es bei Emily ganz anderes. Sie erzählt ihre Geschichte nämlich Nate und wir Leser fühlen uns ein bisschen voyeuristisch, da ihre Worte ja nicht für uns bestimmt sind. Das macht es aber auch so besonders, denn wir erleben alles nochmals mit, ihr erstes Aufeinandertreffen, ihren ersten Pferderitt, ihren Ausflug in die Welt der Indianer und vieles mehr. Dadurch blüht vor unseren Augen eine wahre Wucht an Bildern auf. Die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar eingefangen und werden wirklich malerisch im Kopf abgespielt. Auch die Lebenssituation wird so gut widergespiegelt und eröffnet uns ein Leben, was in der Moderne kaum vorstellbar ist. Aber auch Emilys Gefühle, Zerrissenheit, Unwissen, vieles, was sie nicht verstehen kann und ihre inneren Zwänge. Das gibt ein allumfassendes Bild der Frau wieder, wie sich die Gesellschaft zur damaligen Zeit sie gewünscht hat. Andere Zeit, andere Zwänge, hat Hope auszuhalten und zu überstehen. Ihr Leben ist vielleicht nicht, vom rauen und schweren Leben geplackt, aber sie hat auch zu kämpfen, denn ihr Cal hat mit den Auswirkungen der geschichtlichen Vergangenheit zu kämpfen und der Machtlosigkeit dessen Volkes. Noch heute werden sie untergraben und herum geschupst, diese Thematik müsste viel mehr Publicity bekommen und ist für mich immer noch eine Schande.

Großartig, was die Autorin hier geschaffen hat, moderne und Vergangenheit vereint, zwei Paare ihre Liebesgeschichte gelassen und ein Fingermerk gesetzt. Auch wenn ich zum Ende einiges, ein bisschen Hollywood fand, bin ich sehr angetan und begeistert und möchte wieder mehr solche Bücher entdecken, denn ich konnte es nicht aus den Händen legen.