Rezension

„Geschichten vom Verrücktwerden“ (Buchuntertitel).

Into madness - A. K. Benjamin

Into madness
von A. K. Benjamin

Bewertet mit 3 Sternen

„Geschichten vom Verrücktwerden“ (Buchuntertitel).

Buchrückseite:
Zwei Männer in einem Raum.
Einer ist Patient.
Der andere sein Arzt.
Doch wer von beiden braucht dringender Hilfe?
„Ein absolut packendes Psychodrama in bester Hitchcock-Manier. Ich habe selten einen derart eindringlichen und fesselnden Bericht über das Abgleiten in den Wahn gelesen. Ein wichtiges, profundes, faszinierendes Buch.“ - Stephen Fry

Umschlaginnenseite:
A. K. Benjamin ist Neuropsychologe und hat sein Leben der Behandlung und Erforschung von psychischen Erkrankungen gewidmet. In seinem mitreißenden Memoir lässt er uns teilhaben an der spannenden Enträtselung der menschlichen Psyche seiner Patienten. Eindrücklich und erschütternd gewährt A. K. Benjamin Einblick in das Leben von Menschen, die kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Anhand zahlreicher Patientengeschichten zeigt er, dass das menschliche Bewusstsein ein Ort ist, an dem selten etwas so ist, wie es scheint. Ein ungewöhnliches Memoir, das schonungslos und doch einfühlsam von der Suche nach Heilung erzählt – auch seiner eigenen.

Kategorie (gemäß Verlagshomepage): Erzählendes Sachbuch Memoir.

Meine Meinung – Achtung, es wird teilweise aus dem Inhalt berichtet:
Der Titel sowie die Buchbeschreibung hatten mein Interesse für dieses Buch geweckt.

Achtung:
Zart besaitete Leser sollten das Kapitel „Trafo“, insbesondere die Seite 48, auslassen, da es mir ungewollt so erging, dass ich nicht so schnell das Lesen aufhören konnte, wie sich das Geschilderte in meinem Gehirn eingebrannt hatte.

Der Autor schildert Fallbeispiele aus der Psychologie.
„Bei jedem Arztgespräch gibt es zwei Experten: den Patienten und den Arzt, der eine hat Erfahrung mit Symptomen, der andere darin, sie zu untersuchen“ (S. 104).

Quasi nebenbei berichtet er von seinem eigenen (geistigen) Niedergang.
Dies spiegelt sich in dem Erzählstil wieder, denn entsprechend werden auch die Perspektivwechsel im Laufe des Buches immer konfuser.
Der Autor sieht sich selber als:
„gleichzeitig Hypochonder und radikaler Krankheitsleugner“ (S. 101).

Einen gewissen Humor legt der Autor an den Tag, als er über neue Wettkampfdisziplinen sinniert: „Liege-Marathons für Depressive“ und „ADHS-Zehnkämpfe (bei denen alle Disziplinen gleichzeitig ausgetragen werden)“ (S. 213).

Wirklich gut fand ich die Ehrlichkeit, dass der Therapeut bzw. Arzt sehr leicht unaufmerksam / ungerecht / voreingenommen / usw. gegenüber seinem Patienten ist - aus den unterschiedlichsten Gründen:
Evtl. weil der Patient ihn an jemanden erinnert und dadurch überwiegt evtl. Abneigung oder der Zustand des Patienten wird als besser eingestuft als es tatsächlich ist.

Was mir nun nach der Lektüre in Erinnerung bleibt?
Das ungute Gefühl, dass man sich nicht sicher kann, wer (welcher Arzt) in welcher Gemütsverfassung und mit welchen Vorurteilen mir gegenübersitzen würde, um eine Diagnose zu stellen.