Rezension

geschichtliches interssant verpackt

Der Wiener Kongress - Hannes Etzlstorfer

Der Wiener Kongress
von Hannes Etzlstorfer

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

Fasanenjagd im Prater, Karoussel in der Winterreitschule, festliche Redouten in der Hofburg – der Wiener Kongress, der eine grundlegende Neuordnung Europas brachte, war auch ein Ort allerhöchsten Amüsements.

Ganz Wien war auf den Beinen, um den feierlichen Einzug der drei Monarchen in Wien – Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. und Gastgeber Kaiser Franz I. – zu bestaunen. Doch bald nach Beginn des Kongresses reagierten die Wiener zunehmend verbittert auf den von den Staatsgästen zur Schau gestellten Luxus, denn die Lebenshaltungskosten in der Residenzstadt stiegen dramatisch. Auch Kaiser Franz seufzte: „Wenn das noch lang so weitergeht, lass´  i mi pensionieren …“

Die Entwicklung der diplomatischen Bemühungen interessierte die Bevölkerung nur wenig, zu spärlich waren die Informationen, die aus den Konferenzsälen nach draußen drangen. Das neue Buch von Hannes Etzlstorfer liefert Momentaufnahmen vom Wiener Kongress und zeichnet ein plastisches Bild des Alltags in einer Stadt, die für einige Monate zum uneingeschränkten Machtzentrum der damaligen Welt wurde – mit allen erfreulichen und weniger erfreulichen Nebenerscheinungen für die ansässige Bevölkerung.

== Das Cover: ==

Ich finde das Cover wunderschön und mich erinnert die Illustration spontan an Wilhelm Busch´s Fromme Helene. Ein Cover, das sofort in die Augen sticht und dazu veranlasst, das Buch in die Hand zu nehmen, um sich näher damit zu beschäftigen.

== Leseeindrücke: ==

Zuerst fand ich einige Schreibweisen bestimmter Wörter andersartig, aber interessant. Da diese in Kursivschrift stehen und mit Fußnoten versehen sind, finden wir hinten im Anhang  des Buches die Erklärung dieser Worte, was ich nicht nur sehr hilf- sondern auch als lehrreich empfinde.
Wir lesen von der Zeit des Wiener Kongresses (der in der Überschrift "Congreß" geschrieben wird, im Text eben dann "Kongress", aber man weiß ja was gemeint ist und dass eben Anfang des 19. Jht. (1814/15) die Schreibweise eben so korrekt war.

Da es diesen Wiener Kongress ja wirklich gab, ist dieses Buch somit ja fast schon ein Sach- bzw. Geschichtsbuch und der Leser lernt hier über Begebenheiten der vergangenen Zeit, die er sonst evtl. nie erfahren hätte. (Ehrlich gesagt wusste ich bis zu dem Buch nicht einmal, dass es einen Wiener Kongress je gab, geschweige denn für was dieser gut gewesen war)
Auch die skizzierten Portraits der in dieser Zeit lebenden Persönlichkeiten, die in irgendeiner Form eine Affinität zum Wiener Kongress aufwiesen, sind interessant von diesen zu lesen und sich eben diese dann auch bildlich vorzustellen.

Selbst Napoleon oder der russische Zar  (= Kaiser) Alexander I. oder auch Kaiser Franz I. von Österreich, sowie Friedirch Wilhelm III. von Preußen kommen in diesem Leseabschnitt nicht zu kurz.

Auch einen "Kutscher Europas" hatte ich noch nie zuvor gekannt und finde es sehr interessant auf solche Entdeckungen zu stoßen.

Die Skizze auf S. 44 lässt sich einem gut den Temporalkolorit zu diesem Kongress vorstellen. Wochenmärkte wurden ebenso unter die Lupe genommen, wie Papierkörbe der hohen Gäste in der Hofburg ausspioniert und untersucht wurden.

So ein Wiener Kongress gilt gut vorbereitet zu sein. Bei etwa einer Viertel Million Einwohner, die Wien anno 1814 zählte war es logistisch zur damaligen Zeit eine riesige Herausforderung alle Gäste entsprechend unterzubringen.

Die allerhöchsten Herrschaften wurden in der Wiener Hofburg untergebracht. eine Skizze von dessen äußeren Erscheinungsbild, sowie  das Innere der Winterschule zeigen und verdeutlicht die seinerzeitigen Örtlichkeiten auf.

Ich bin ganz im Banne der damaligen Zeit vertieft. Die Beutelschneider ... (Mit Beutelschneider wurde im Mittelalter ein Dieb bezeichnet, der den am Gürtel befestigten Geld- oder Almosenbeutel samt Inhalt abschnitt. Heute bezeichnet man im übertragenen Sinne auch einen Anbieter überteuerter Waren oder Dienstleistungen als Beutelschneider. quelle:wikipedia.de)
... sind auch etwas Neues, das ich hier erfahren durfte.

Jetzt kann ich mir auch zusammenreimen, was ein Karussell mit den Hofreitern zu tun hat (daher haben die alten Karussells auf Jahrmärkten zumeist Reitpferde drauf).

Sehr salomonisch auch das Zitat von Seite 14 >> Ein Diplomat, der "ja" sagt, meint "vielleicht", der "vielleicht" sagt, meint "nein", der "nein" sagt, ist kein Diplomat. Eine Dame, die "nein" sagt, meint "vielleicht", die "vielleicht" sagt, meint "ja", die "ja" sagt, ist keine Dame.<<

Insgesamt  haben mich die 15 Kapitel verteilt auf 221 Seiten samt Anmerkungen - Kapitelkennzeichnung erfolgt ganz altertümlich in römischen Zahlen bestens unterhalten und angenehm belehrt. Ich hätte nie erwartet, dass mich so ein Wiener Kongress aus ehemaligen Zeiten in seinen Bann ziehen würde und mich dermaßen beschäftigen und interessieren würde.

Sehr gerne vergebe ich 5 von 5 Sternen!

 

© esposa1969