Rezension

Geschickte Konstruktion, die manchmal an der Wirklichkeit vorbei geht, aber möglich ist

Playlist -

Playlist
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Titel des Psychothrillers „Playlist“ von Sebastian Fitzek nimmt Bezug auf eine Liste mit Audiodateien, die das Opfer eines Entführers zusammengestellt hat. Sie spielt im weiteren Verlauf eine wichtige Rolle. Das Cover des Buchs ist dazu passend und ansprechend gestaltet, der Eyecatcher in der Mitte zieht Blicke auf sich. Die Inhaltsangabe wurde kurz und knapp gehalten und macht neugierig darauf, wie Text und Songs zusammenhängen.

Die 15-jährige Feline Jagow wurde vor einigen Wochen entführt. Ihre Mutter Emilia, die das Verhalten ihres Mannes in einer bestimmten Situation merkwürdig vorkommt, wendet sich an den privaten Ermittler und ehemaligen Polizeireporter Alexander Zorbach. Alina Gregoriev, die Physiotherapeutin ihrer Tochter, hat ihr Zorbach empfohlen. Fans des Autors erinnern sich spätestens bei der Kombination der Namen Zorbach und Gregoriev an die beiden Thriller „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“, bei denen die beiden gemeinsam ermittelt haben. Ich kenne die beiden Bücher auch, konnte mich aber kaum an deren Inhalt erinnern. Sebastian Fitzek lässt an geeigneten Stellen entsprechende Informationen über die vergangenen Ermittlungen einfließen, so dass das Lesen ohne Verständnisprobleme möglich ist.

Zorbach und Gregoriev erkennen im weiteren Verlauf der Geschichte ein ähnliches Muster im Vorgehen des Entführers wie sie der Augensammler damals angewendet hat. Es sind kaum Spuren vorhanden, die zu Feline führen könnten. Einzig eine Playlist bei einem Musikdienst könnte ein Hinweis sein, denn sie wurde noch vor Kurzem geändert. Die beiden klammern sich an die Hoffnung, dass Feline ihnen damit eine Nachricht zukommen lassen will. Ihnen ist klar, dass eventuell das Leben des jungen Mädchens davon abhängt, wie schnell sie die Liste gedeutet haben.

Sebastian Fitzek hat auf einzigartige Weise Songs, die eigens für seinen Thriller von namhaften Künstlern komponiert wurden, mit dem Inhalt verbunden. Man muss jedoch nicht unbedingt die Lieder hören, um dem Inhalt folgen zu können, denn der Autor zitiert die Auszüge aus den Texten, die für die Handlung relevant sind. Dennoch finde ich es eine großartige Idee, die beiden Medien miteinander unmittelbar zu verknüpfen und das Hören beim Lesen sorgt für eine gewisse Atmosphäre durch schnelle Beats oder ruhigere Klänge.

Die Entschlüsselung der Playlist ist stark konstruiert, bringt aber die Ermittlungen weiter. Es gelingt Sebastian Fitzek, Fährten zu Tatverdächtigen zu legen, die nicht nur Zorbach und Gregoriev sondern auch den Lesenden täuschen und für weitere Spannung sorgen. Während das Ermittlerduo kooperiert, obwohl Gregoriev sich nur widerwillig auf eine Zusammenarbeit einlässt, wählt Emilia eine alleinige, eigenwillige Vorgehensweise, um Feline näher zu kommen. Dabei greift der Autor zu Mitteln, die eher unrealistisch sind, aber die Spannung hochhalten und zu weiteren Verwicklungen führen. Es sind Beschreibungen von grausamen Taten beinhaltet, die meist schon geschehen sind, weswegen ich den Thriller nicht für empfindsame Lesende geeignet finde.

Mit „Playlist“ gelingt es Sebastian Fitzek erneut, den Lesenden spannend zu unterhalten. Von Beginn an baut er Spannung auf und hält sie bis zum Ende. Durch eine geschickte Konstruktion, die zwar manchmal an der Wirklichkeit vorbei geht, aber dennoch im Bereich des Möglichen liegt, kommt es zu zahlreichen Wendungen, die mich als Leserin überraschten. Im Vergleich gesehen halte ich „Playlist“ nicht für den besten Thriller des Autors, aber er hat mir besser als das Buch „Der Heimweg“ gefallen, das ich von ihm gelesen habe. Definitiv ein Must-Read für diejenigen, die den Fall des „Augensammlers“ verfolgt haben, ein Muss für Fitzek-Fans und eine Empfehlung an alle Thrillerfreunde.