Rezension

"Geschnittene Szenen" des ersten Teils

Die Schneekönige von Coalwood - Homer Hickam

Die Schneekönige von Coalwood
von Homer Hickam

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn ich nicht gerade erst den ersten Teil der Biographie von Homer H. Hickam jr gelesen hätte, wäre ich bei diesem Buch wohl etwas verloren gewesen. Zum einen schmeißt uns der Autor gleich mitten rein ins Geschehen, erklärt zwar nach und nach ein bißchen die Umstände und stellt auch einzelne Personen vor. Aber was die Rocket Boys genau machen und vor allem wieso, wird nicht so richtig deutlich. Während Hickam in "Rocket Boys" wunderbar darlegte, wie es dazu kam dass er als Teenager nichts im Leben mehr wollte als mit Wernher von Braun Raketen für die NASA zu bauen, so spielen die kurzen Ausflüge nach Cape Coalwood in diesem Buch eine absolute Nebenrolle.

Stattdessen erzählt Hickam hier zahlreiche Episoden aus dem letzten Jahr seiner High School Zeit, die gar nichts mit seinem großen Traum zu tun haben, und meiner Meinung auch sonst größtenteils nicht unbedingt interessant sind. Wo "Rocket Boys" wirklich den Weg seines großen Traumes nachzeichnet (und zwar bis zum Abschluss der High School, und kurz zusammengefasst sogar darüber hinaus), ist dieser 2. Teil eher wie ein Sammelsurium an "geschnittenen Szenen", die es nicht ins erste Buch geschafft haben. (Wahrscheinlich hatte Hickam nur ein Buch geplant, und nachdem das so erfolgreich war, dass es sogar von Hollywood verfilmt wurde, kramte er seine Notizen und gestrichenen Kapitel nochmal raus und bastelte eine Fortsetzung).
Während Sonny bisher immer nur Raketen und Dorothy Plunk im Kopf hatte, taucht in diesem Buch plötzlich noch ein zweites "schönstes Mädchen der Welt" auf - Ginger. Dieser wird doch ziemlich viel Platz eingeräumt, ebenso der Parade zum Veteran's Day und einem Krippenspiel, und noch ein paar anderen mehr oder minder interessanten Dingen. Doch über seine Rocket Boys Freunde erfahre ich leider nicht viel mehr als ich bereits weiß. Es fehlte hier auch so ein gewisser Spannungsbogen, der in "Rocket Boys" mit der Teilnahme an den Science Fairs gegeben war sowie mit der stetigen Verbesserung (oder auch mal Rückschlag) der Flugleistung der Raketen.

Mit "Schneekönige von Coalwood" ergänzt Hickam seine Autobiographie also um nette Anekdoten. Ohne allerdings das erste Buch zu kennen - und damit Sonny, seine Familie und seine Freunde - hätte es mich allerdings kaum interessiert. Man kann es zwar lesen als Buch über das Erwachsenwerden Ende der 50er in einer kleinen Arbeiterstadt in West Virginia, aber auch als solches ist es meiner Meinung nur interessant wenn man an den Personen bereits ein gewisses Interesse (und Vorkenntnisse!) hat.