Rezension

Geschwätziger Erzählstil

Wir sehen uns gestern -

Wir sehen uns gestern
von Emma Straub

Bewertet mit 3 Sternen

Alices 40. Geburtstag ist überschattet vom nahenden Tod ihres geliebten Vaters. Doch dann geschieht etwas Mysteriöses. Als sie nach dieser durchzechten Nacht aufwacht, stellt sie fest, dass sie eine Zeitreise zurück zu ihrem 16. Geburtstag gemacht hat. Und dass ihr Vater gesund und lebensfroh ist. Sie weiß nicht, wie das alles vonstatten ging, beschließt aber, das Beste aus der grotesken Situation zu machen. Sie will ihren Jugendschwarm Tommy dazu bringen, sie später zu heiraten. Und vor allem will sie dafür sorgen, dass ihr Vater von seiner unerklärlichen Krankheit verschont bleibt. Aber kann man das Rad der Zeit nach Belieben vor- und zurückdrehen, ohne größeren Schaden anzurichten?

Die Autorin erweist sich als sehr sprachgewandt, die Idee hinter diesem Roman ist faszinierend und die Protagonistin und ihr Vater sind sympathisch. Aber da hört das Vergnügen an dieser süßlichen Geschichte auch schon auf. Die Autorin macht keinen Hehl daraus, dass sie New York City liebt und präsentiert ihre Detailkenntnisse und Beschreibungen in epischer Breite. Schon nach etwa vierzig Seiten kam ich aus dem Gähnen nicht mehr heraus, stolperte ständig über Namen von Schauspielern, Restaurants und sonstigen Orten, die ein New Yorker wahrscheinlich kennt, mir jedoch nichts sagen und mich auch nicht wirklich interessieren. Dialoge werden durch ausschweifende Rückblenden unterbrochen. Würde man das Buch auf die eigentliche Handlung und ein wenig Hintergrundinformationen reduzieren, wäre etwas sehr Rührendes und Herzergreifendes daraus geworden. Erschwerend kommt hinzu, dass die ohne Höhen und Tiefen dahinplätschernde Handlung mit zunehmendem Verlauf immer wirrer und unüberschaubarer wird. Ich habe das Buch nur deshalb nicht frustriert zugeklappt, weil ich wissen wollte, ob der Roman wenigstens ein akzeptables Ende hat. Er hat.

Man kann dieses Buch lesen, muss aber nicht.