Rezension

Gestörtes Mutter-Kind Verhältnis

Kleine Monster -

Kleine Monster
von Jessica Lind

In diesem Roman geht es um eine junge Familie: Pia, Jakob und deren Sohn Luca (7 Jahre alt). Luca hat in der Grundschule etwas gemacht, das er nicht hätte tun dürfen und das mit einem Mädchen zu tun hat. Die Eltern werden in die Schule bestellt, und in einem atmosphärischen Gespräch wird der Leser vor das Rätsel gestellt, was denn eigentlich passiert ist. Man erfährt dies erst etliche Seiten später, aber diese Seiten sind erfüllt mit Hochspannung, da man die Zusammenhänge verstehen möchte.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr, denn er drückt die jeweilige Atmosphäre und die Gefühlswelt der Hauptpersonen so sorgfältig aus, dass man sich einfühlen kann.
Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass es hier um ein Familiendrama geht, da die heile Welt, in der sich die Familie glaubte, durch den eigenen Sohn zerstört wird. Doch nach und nach stellte sich heraus, dass es eher um die traumatischen Erlebnisse Pias in ihrer Kindheit geht, die sie noch nicht bewältigt hat. Das hat mich etwas enttäuscht, weil meine Erwartungen an das Buch in eine andere Richtung gingen.
Richtig sympathisch ist mir keiner der Charaktere, am ehesten noch Jakob, der meist versucht, auftretende Probleme zu verharmlosen.
Pia, die Hauptprotagonistin, ist so sehr mit ihrer Vergangenheit beschäftigt, dass sie die Realität völlig falsch einschätzt und damit ihrem Sohn schadet. Das ist tragisch! Die Auseinandersetzung Pias mit ihrer Vergangenheit birgt einige Längen, da hier die Spannung fehlt.
Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt, indem ich mehr und mehr in das 'Innere' der gesamten Familie Einsicht erhielt.