Rezension

Gestrandet im Gelben Haus

Robinsons Tochter - Jane Gardam

Robinsons Tochter
von Jane Gardam

Bewertet mit 3 Sternen

Schon lange habe ich auf eine Gelegenheit gewartet, einen Roman von Jane Gardam zu lesen, die vor allem durch die „Old Filth“-Trilogie weltberühmt wurde. Dieses Buch schien mir da genau richtig, in dem laut der Schriftstellerin „alles drin steht, was sie zu sagen hat“.

Heldin der Geschichte ist Polly Flint, Vollwaise, die im Jahr 1904 mit sechs Jahren zu ihren religiösen Tanten ins Gelbe Haus am Meer zieht. Obwohl sich Mary und Frances pflichtbewusst um sie kümmern und ihr ein behütetes Zuhause bieten, fühlt sich Polly einsam.

Trost findet sie in der Bibliothek, besonders in ihrem Lieblingsbuch und Lebensbegleiter „Robinson Crusoe“, das sie mindestens einmal im Jahr liest. Die Passagen, in denen sie sich mit dem Gestrandeten vergleicht, zeigen Gardams Empathie für ihre Figuren und ihren Humor.

Während die Menschen, die ihr nahe stehen, sie nach und nach verlassen, ist Polly auf der Suche nach ihrem Platz auf der Welt und emanzipiert sich immer mehr. Interessanter als die Handlung fand ich die treffend beschriebenen feinen Beobachtungen und das gesellschaftliche Umfeld, mit dem sich Polly mit zunehmendem Alter kritisch auseinandersetzt.