Rezension

Gewagt aber enttäuschend

Im Schatten des Schleiers - Maryam Heidari Ahwazi

Im Schatten des Schleiers
von Maryam Heidari Ahwazi

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: 
Schon früh lernt das Mädchen Maryam die Brutalität des iranischen Regimes kennen. 
Ihre schwangere Tante wird von der Miliz misshandelt, ihr Bruder verhaftet, sie selbst verhört. 
Wie alle Frauen muss auch Maryam Kopftuch tragen und wird als Mensch zweiter Klasse behandelt. Doch sie rebelliert gegen die strengen Regeln. Als sie älter wird, eröffnet sie einen Schönheitssalon, ein Ort weiblicher Freiheit. Hier kommt sie in Kontakt zum Christentum - und konvertiert schließlich. Doch der "Abfall vom Islam" bleibt nicht folgenlos, Maryam wird inhaftiert, gefoltert. 
Dann - nach Monaten des Martyriums - kann sie fliehen ...

Schreibstil/Art: 
Die Erzählung ist in drei Abschnitte untergliedert. Jeder Leseabschnitt in sich dann nochmal in kleine Kapitel, diese sind im Durchschnitt 1 - 3 Seiten lang.  
Der Schreibstil ist sehr eigen und wahrscheinlich auch einzigartig. Maryams Geschichte liest sich in den kurzen Sätzen fast schon poetisch und kindlich. Ich muss gestehen, dass ich meine Schwierigkeiten hatte mit dem Stil und der Sprache klar zukommen. 

Fazit: 
Wie ich bereits in meiner Überschrift geschrieben habe, finde ich Maryams Erzählung leider ein wenig enttäuschend. Da mir relativ viele solcher Schicksalsschläge bekannt sind, empfand ich diese als sehr zurückhalten, sorglos und ja, auch ein wenig emotionslos. 
Während des Lesens empfand ich einige Ausschnitte nicht hart genug, es fehlte mir die Tiefe in den Beschreibungen. 
Wichtige Stellen, die zur besseren Aufklärung dienen sollten, wurden eher verschlossen und unnahbar beschrieben, die unwichtigen Momente dafür umso genauer. 
Zum Ende hin ging es mir mit der Flucht und der Ankunft in Deutschland zu schnell. 
Dass es zu gewagt ist über alles offen zu schreiben, verstehe ich, aber mir fehlte einfach etwas. 
Bewundernswert ist diese Frau dennoch! Ihre Stärke ist unfassbar und auch der Wille nicht nachzugeben und seinem Glauben treu zu bleiben ist anerkennenswert. Die Anhörung, wohl eher das foltern im Gefängnis wünsche ich niemanden. Ich hoffe, dass sie nun die Freiheit in vollen Zügen genießen kann.