Gewalt und Poesie
Bewertet mit 4 Sternen
Der Autor kam als Kind mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland. Für seinen Erstling „Hund, Wolf, Schakal‟ hat er Preise erhalten.
In der Geschichte geht es um das Heranwachsen eines jungen Flüchtlings in einem Stadtviertel, in dem sich sehr unterschiedliche Kulturen, Nationen und gesellschaftliche Schichten mischen. Wir befinden uns in den 90er Jahren im Ruhrgebiet. In intensiven Episoden schildert der Autor, wie hilflos die Eingewanderten hier sind angesichts so vieler Dinge, die sie nicht verstehen können. Das Zusammenleben scheitert fürchterlich. Man hat diese Menschen in all ihrer Fremdheit und Verschiedenheit alleine gelassen. Hier sehen wir, wie daraus Kriminalität und Grausamkeit entstehen. Das ist auch eine Gesellschaftskritik.
Echte Freundschaften entstehen in diesem Viertel nicht, obwohl die Flüchtlinge in Deutschland eine Menge gemeinsam haben. Man kennt einander, schätzt einander ein und bleibt innerhalb der eigenen Familie. Auch der Erzähler praktiziert Gewalt, Grausamkeit und Kriminalität. Aber gegen Ende der Geschichte zeigt sich, dass er doch anders ist. Denn er verlässt diesen Ort und sucht, wie damals seine Eltern, nach einem neuen Anfang.
Dies sind eher lyrische, philosophische Betrachtungen als ein fortlaufender Roman, auch wenn die Kapitel zeitlich aufeinander folgen. Man kann sie als Prosagedichte lesen, denn die Sprache und die Sichtweise besitzen eine große poetische Kraft. Das ist faszinierend; es ist wunderschön und sehr bewegend geschrieben.