Rezension

Gewaltig, wie fast immer bei Cornwell

Der Bogenschütze - Bernard Cornwell

Der Bogenschütze
von Bernard Cornwell

England im 14. Jahrhundert: ein kleines englisches Küstendorf wird aus heiterem Himmel überfallen. Was zunächst wie ein unglücklicher Zufall wirkt, stellt sich schnell als Absicht heraus: ein schwarzer Ritter, der sich Harlekin nennt, ist gekommen um eine heilige Lanze zu stehlen und den Dorfpfarrer zu töten. Im Sterben verrät der Pfarrer seinem Sohn Thomas, dass der Schwarze Ritter ein Verwandter der beiden ist. Thomas schwört Rache und die führt ihn Jahre später als Bogenschützen in den Krieg nach Frankreich ...

Ich mag die Bücher von Cornwell sehr, angefangen mit seiner Uhtred-Saga. Aber besonders den mythologischen Stoff der Artus-Sage hat er sehr gut aufbereitet. Hier nun geht es um die Sage des heiligen Grals. Aber vor allem geht es um die damit verknüpfte persönliche Geschichte von Thomas. Thomas ist ähnlich wie auch andere Charaktere Cornwells ein grummeliger, nicht immer geschickter und zu Anfang eher naiver Kerl mit dem Herzen am Rechten Fleck. Aber auch Härte entwickelt Thomas über die Zeit. Wie immer bei Cornwell gibt es viel und detailliertes Schlachtengetümmel, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen und die Charakterentwicklung kommen nicht zu kurz. Die Geschichte ist durchweg fesselnd und bildgewaltig, Thomas wächst einem ans Herz und man möchte unbedingt wissen, was ihm das Schicksal austeilt und wie es mit ihm weitergeht. Aber auch die politischen Verwicklungen dieser Zeit werden anschaulich dargestellt und da Thomas zum eher zum sogenannten Fußvolk gehört, wirken die Erklärungen zu keiner Zeit aufgesetzt oder dozierend.

Cornwell schafft es sehr gut, Sympathieträger zu entwickeln, denen man gern ins nächste Abenteuer folgen will. Und Gegenspieler, denen man nur das Schlimmste an den Hals wünschen möchte. Gleichzeitig hält er die Spannung hoch. Zugegeben, die Kriegsszenen sind nicht appetitlich und manchmal wirklich schwer verdaulich. Dennoch habe ich jede Minute der Geschichte genossen, denn Cornwell ist ein Meister seines Fachs und auch dieses Buch, das eigentlich schon etwas älter ist, so gewaltig wie viele seiner anderen, die ich bisher gelesen und geliebt habe. Der nächste Band ist auf jeden Fall gesetzt, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht und freue mich auf ein "Wiedersehen" mit vielen der Figuren.

Besonders empfehlen kann ich, diese Geschichte in der Umsetzung des Audiobuch Verlags als Hörbuch zu hören. Der Sprecher Frank Stöckle hat eine angenehme Stimme und eine unaufgeregte Art zu lesen. Auch ihm gelingt es, die Geschichte bildgewaltig zu erwecken, ohne dass er als Sprecher sie dominiert und definiert. Mir hat diese Umsetzung sehr gut gefallen, sodass ich den nächsten Band auf jeden Fall lieber hören als lesen werde.