Rezension

gewaltiger Wortschwall​

Die Weiber - Wolfgang Hilbig

Die Weiber
von Wolfgang Hilbig

Bewertet mit 1.5 Sternen

Man soll keine Witze über Namen machen, ist eine der Regeln für die Moderation der Oscars. Aber "Die Weiber" sind nicht oscarverdächtig, weshalb ich schreiben darf: Der Roman war ziemlich hilbig. Was das heißen soll? Eben.
Die bombastische Wortgewalt und der pornografische Gestus ["Lärm der Wimpern" (25), "Flor des Weiblichen" (18), "Orgasmus des Champagners" (125)] speien einen Bedeutungsschwall, der sich ergießt, aber nicht erschließt. Die Fragmentarisierung der Wahrnehmung des Ich-Erzählers C. dekonstruiert die Wirklichkeit und lässt sie viel stärker hervortreten: die Zwänge, das Sexuelle, der Einzelne gegenüber der Mehrheit (oder der Bürokratie/dem Staat), der Mann auf der Spur der Weiber, das Nicht-Weibliche des Staates. Alles tolle Fragmente einer "Krankheit der Sprache" (43), aber sie überfordern mich, zumal wenn im Ekel der Mülltonnen herumgegrapscht wird.