Rezension

Gewaltiges Epos über Immigranten in Buenos Aires

Als das Leben unsere Träume fand - Luca Di Fulvio

Als das Leben unsere Träume fand
von Luca Di Fulvio

Nach "Der Junge, der Träume schenkte", das ich bereits vor einigen Jahren gelesen habe, geht es hier wieder um Auswanderer, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der Neuen Welt ihr Leben neu aufbauen wollen. Wobei wir hier diesmal gleich 3 Menschen begleiten und es statt nach New York nach Buenos Aires in Argentinien geht.

Der Titel klingt recht positiv, aber dennoch ist das Buch von Luca Di Fulvio definitiv kein "Wohlfühlroman". Denn auf die 3 Protagonisten warten so einige Schwierigkeiten, die teilweise auch in all ihrer Grausamkeit beschrieben wird. 

Für alle drei war diese Reise über den Atlantik nicht wirklich eine freiwillige Entscheidung sondern eher eine unausweichliche Sache war, ohne dass sie groß Pläne für ihr neues Leben dort hätten. Aber Träume, die haben sie sehr wohl...!

Rocco möchte sich endlich aus den Fängen der Mafia befreien und lieber als ehrbahrer Automechaniker arbeiten. Aber leider ist ein Mafiaboss der einzige Kontakt den er dort hat. Und ohne Kontakte oder Beziehungen ist man dort im Grunde verloren.

Rosetta wurde vom Baron in Italien des tätlichen Angriffs und Raubes beschuldigt und muss nun selbst in Buenos Aires immer noch auf der Flucht vor den Behörden sein und sich gut verstecken. Ihr steckt das Gerechtigkeits-Gen im Blut, und so hilft sie stets denen zuerst, die es ihrer Meinung nach dringender benötigen.

Und Raquel gerät an eine Organisation, die aus Osteuropa blutjunge jüdische Mädchen holt um diese in Argentinien an Bordelle zu verkaufen, wo sie die Hölle auf Erden erwartet. Da hilft ihr auch die Fähigkeit, Lesen zu können (äußerst selten bei Mädchen zur damaligen Zeit), nicht weiter. Dabei würde sie nichts glücklicher machen als sich tagtäglich mit ihren geliebten Büchern beschäftigen zu können.

Di Fulvio kann wundervoll beschreiben, sei es Ortschaften, Personen oder Ereignisse. Er kann dabei auch sehr bildhaft sein und tolle Assoziationen beim Leser hervorrufen, an anderen Stellen widerum ist er auch sehr direkt und nicht zimperlich.
Auf jeden Fall kann man dieses Buch kaum weglegen. Zum einen weil es spannend ist wie sich die 3 Protagonisten durchkämpfen werden, und zum anderen ist es auch sehr faszinierend zu erfahren wie das Leben in der Neuen Welt vor 100 Jahren war. Mir hat es sehr die Augen geöffnet!

Wie ein roter Faden zieht sich, neben Immigration in die Neue Welt und Schicksalen von Menschen der untersten Schicht, auch ein anderes Thema durch Di Fulvios bisherige Romane: der Kampf nach Gerechtigkeit & Freiheit & Selbstbestimmung. Auch "Als das Leben unsere Träume fand" macht davon keine Ausnahme, denn sowohl Rocco als auch Rosetta und Raquel kämpfen jeder auf seine/ihre Weise und mit seinen/ihren Möglichkeiten um diese Ideale. Das zeigt, das im Grunde wirklich jeder und jede was verändern kann, wenn er/sie nur mutig genug dazu ist. Eine lehrreiche Botschaft.