Rezension

Gewöhnungsbedürftige Lektüre

Singe ich, tanzen die Berge -

Singe ich, tanzen die Berge
von Irene Solà

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem ungewöhnlichen Buch verleiht die Autorin der Natur eine Stimme. Da erzählen die Wolken, dass sie den Hagel lieben, Tiere erläutern ihre Gedanken und Geister kommen zur Welt. Natürlich geht es auch um Menschen. Menschen die Nöte haben, Menschen voller Widersprüche.

Das ganze Buch ist dem Werden und Vergehen gewidmet. Aufgebaut wie eine Kurzgeschichtensammlung lässt sich der Faden erst nach und nach entdecken. Man muss sich auf jedes Kapitel neu einlassen und geduldig darauf warten, dass es erzählt, worauf es hinaus will. Wer Überraschungen liebt, wird dieses Buch mögen. Wer lieber eine stringente Handlung verfolgt, wird mit diesem Experiment nicht viel anfangen können.

In diesem Buch kann man Gedichte entdecken und eine Bildergeschichte über die Entstehung der Pyrenäen. Nahe der spanisch-französichen Grenze wird das Leben eines Dorfes und seiner Umgebung in der Vergangenheit und der Gegenwart in sehr poetischer Sprache lebendig.

Irene Solá, 1990 in Malla, einem Dorf mit ein paar hundert Einwohnern geboren, studierte in Barcelona. 2012 veröffentlichte sie einen Gedichtband und 2017 ihren ersten Roman. „Singe ich, tanzen die Berge“ ist ihr zweiter Roman. Mit ihm gewann sie 2020 den Europäischen Literaturpreis.

Ich habe diese nicht alltägliche Lektüre anfangs sehr skeptisch, aber nach und nach immer faszinierter entdeckt.