Rezension

Gewollt unsympathische Protagonistin in einer unterhaltsamen Geschichte

Seven SOULS - Barnabas Miller, Jordan Orlando

Seven Souls
von Barnabas Miller Jordan Orlando

Bewertet mit 4.5 Sternen

Meinung:
Ich war wirklich gespannt auf dieses Buch, kannte jedoch nur sehr schlechte oder sehr gute Meinungen. Aber es fing so spannend an! Es beginnt damit, dass Mary an ihrem 17. Geburtstag nackt und ohne Erinnerungen in einem Bett aufwacht. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Aber es handelt sich nicht um irgendein Bett, sondern eines, das im Schaufenster eines Möbelgeschäftes steht. Und davor stehen natürlich viele Leute und begaffen das nackte Mädchen. Da hatte mich das Buch schon gepackt und ich wollte unbedingt weiterlesen. Und es ging auch gut weiter, weil es mitunter so keinen Sinn ergab, dass man den Sinn dahinter unbedingt ergründen wollte. Wenn ihr versteht was ich meine. Diese Situationen wo man sich fragt: "Hä?". Aber insgeheim weiß man, dass es dafür irgendeine Erklärung geben muss. Und es ist Storytechnisch wirklich super ausgearbeitet, es gab keine Logikfehler, es hat alles gepasst. So etwas finde ich immer klasse, wenn es erst keinen Sinn macht aber nach und nach immer mehr Puzzleteile zusammengefügt werden. Der Schreibstil war klasse, schön flüssig, nichts zu meckern. Die Atmosphäre war auch wirklich klasse, es gab Momente, da konnte ich praktisch den Regen in meinem Gesicht spüren. Es ist wirklich super ausgearbeitet. Mary passt als Protagonistin für dieses Buch wirklich gut, denn um ehrlich zu sein, ich würde sie genauso hassen. Aber dazu gleich mehr. Was die anderen Charakter angeht, denn ich möchte nur Mary näher beschreiben, um nicht zu viel vorneweg zu nehmen, es war auszuhalten mit ihnen. Es gab welche, die mochte ich von Anfang an nicht und dann gab es wieder welche wie Marys Schwester Ellen oder ihre Freundin Amy, die ich von Anfang an mochte, mit denen ich mich total identifizieren konnte. Wer mir direkt am Anfang auf die Nerven ging, waren Marys Mutter und ihr Freund Patrick. Letzteren fand ich auch bis zum Schluss nicht sympathisch. Aber Mary war leider die aller schlimmste Person. Was nicht heißt, dass das Buch schlecht war, weil ich die Protagonistin nicht mochte. Es war eher gewollt, denke ich, dass man Mary nicht ausstehen kann. Denn sonst hätte das alles für mich auch gar keinen Sinn ergeben. Die Geschichte mit dem Fluch und den sieben Seelen fand ich richtig klasse, vor allem die Wendungen, die das Buch am Ende noch nimmt, haben es mir angetan. Ab dann macht auch wirklich alles einen Sinn. Bis auf eine Sache: Das Ende. Was ist das? Da fehlt mir einfach etwas. Das kann es doch nicht gewesen sein. Also, ich hätte schon mit dem Ende leben können, wenn da noch eine kleine Erklärung gewesen wäre. Dann hätte ich es wirklich toll gefunden. Aber so? Ich meine, dass hat mich total verwirrt und zum Teil auch unzufrieden zurückgelassen. Trotzdem ist das Buch wirklich gut geschrieben, ich mag halt dieses "Puzzlemäßige" in der Geschichte total.

Charaktere:

Mary: Das beliebteste Mädchen der Schule, welches besonders an ihrem Geburtstag strahlen möchte. Jeder dreht sich nach ihr um, jeder liebt sie. Denkt sie. Tut mir leid, ich hatte bereits vor ihrem Tod so eine gewisse Skepsis ihr gegenüber. Sie denkt halt wirklich, sie sei der Mittelpunkt der Welt und alles dreht sich um sie. Und damit tut sie den Menschen in ihrer Umgebung immer wieder aufs neue total weh. Nun ja, auf jeden Fall ist das an ihrem Geburtstag irgendwie anders. Da dreht sich niemand nach ihr um, nicht einmal ihre Freunde denken an ihren besonderen Tag. Und damit beginnt das Drama. Durch einen ausgeklügelten Plan kommt Mary ums Leben und wird jeweils für eine kurze Zeit in den Körper von einem ihrer Freunde versetzt und erlebt erst mal, was sie für ein nicht so toller Mensch war. Besonders im Falle von Joon, Amy und Ellen bzw. Dylan konnte ich sie gar nicht leiden. Ach was, ich konnte sie bei keinem der sieben Freunde leiden. Ihr Widerfahren die ganze Zeit in jedem Körper unterschiedliche Flashbacks, Erinnerungen der Person an Mary. Und die gingen nun mal gar nicht. Ich hab sie in jeder Situation aufs neue gehasst, ich war mir sicher, dass sie nicht einmal an die Gefühle der anderen dachte. Ob das die Taten ihrer Freunde rechtfertigt, weiß ich leider genauso wenig. Ich finde beides nicht okay. Denn Mary wurde auch niemals offen zur Rede gestellt, für das was sie getan hat. Und das wäre das erste gewesen, was ich gemacht hätte. Allerdings hat Mary wirklich immer nur an sich gedacht, sie hat auf niemanden Rücksicht genommen. Hauptsache, sie bekommt was sie will. Ich hätte sie so unfassbar oft gegen die Wand klatschen können, das glaubt ihr nicht. Nun gut, anscheinend wollte sie niemanden verletzen und sie hat auch mal eingesehen, dass sie falsch gehandelt hat, aber das hat sie in meinen Augen nicht besser gemacht. Nicht ein Stück. Ich fand sie die ganze Zeit blöd, so ein typisches Rich-Girl. Dabei ist sie nicht einmal reich. Ich konnte sie auf jeden Fall nicht ausstehen, was dem Buch aber wirklich gut getan hat. Denn mit einer sympathischen Protagonistin, säße ich jetzt zwischen den Stühlen.
Zitate:

Gibt es leider keine.

Fazit:
Ein spektakulärer Thriller, der mich vor alle dahin gehend nachdenklich zurücklässt, dass ich hier keine "gute Seite" finden kann. Viele Handlungen der Charaktere waren für mich grundlegend falsch und intrigant. Aber genau das macht dieses Buch so gut. Man versteht die Charaktere, man versteht ihr Leiden, aber trotzdem würde man nicht so handeln. Vor allem Mary hat nun einmal wirklich gut hinein gepasst. Ich habe sie gehasst und diese persönliche Bindung hat mich gegenüber ihren Freunden noch mehr Mitleid verspüren lassen. Leider war mir das Ende ein bisschen unklar und ein bisschen verwirrend, dafür einen halben Punkt Abzug.
Daher bekommt dieses Buch von mir 4,5/5 Schmetterlingen.