Rezension

Gibt es den "gerechten Krieg"? - Nachdenkenswerte Thesen aus Sicht der Philosophie

Die Moral des Krieges - Wilfried Hinsch

Die Moral des Krieges
von Wilfried Hinsch

Bewertet mit 5 Sternen

Militärische Einsätze um Konflikte zu lösen. Das stellt in der politischen Diskussion stets einen "Dauerbrenner" dar. Insbesondere in Deutschland, das aufgrund seiner Erfahrungen in der jüngeren Geschichte einen besonders hohen Diskussionsbedarf in- und ausserhalb der Parlamente zu Bundeswehr-Einsätzen im Ausland aufweist.

Eben genau jenen Argumenten für und wider den militärischen Einsatz im Sinne von politischen Konfliklösungen widmen die Autoren Wilfried Hinsch unter Mitarbeit von Peter Sprong ihr vorliegendes Buch. "Die Moral des Krieges". Dessen Untertitel "Für einen aufgeklärten Pazifismus", verrät die Zielrichtung der Argumentation, dem die Autoren folgen.

"Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz" lautet die Überschrift des ersten Kapitels. Es werden grundlegende Argumente für und wider bewaffnete Militäreinsätze gesammelt und in Bezug auf die aktuellen politischen Diskussionen gesetzt.
Eine exakte Betrachtung moralischer Perspektiven finden sich im zweiten Kapitel. Begriffe wie Moral, Ethik, Recht, Gerechtigkeit, Einstellungen, Absichten und Handlungen, Gesinnungs- versus(?) Verantwortungsethik und einige mehr werden aufgegriffen und kritisch diskutiert.
Zugleich stellt das zweite Kapitel eine Hinführung zum nächstfolgenden (dritten) Kapitel dar, in dem auf den "Aufgeklärten Pazifismus" näher eingegangen wird. Immer wieder werden pro- und contra Argumente geliefert, und aus rationaler Sicht erklärt, warum militärische Einsätze zur Friedenssicherung in der Vergangenheit erforderlich waren und auch in Zukunft sein werden.
Wesentliche Bedingungen und Voraussetzungen für einen gerechtfertigten Einsatz von Streitkräften werden im vierten und letzten Kapitel benannt. Hier wird auch der Einsatz der Bundeswehr betrachtet.
Ein guter Überblick über die wichtigsten Argumente und Thesen des vorliegenden Werks findet sich in Form einer Zusammenfassung von 20 Fragen und 20 Antworten zum Schluß des Buches.

Wilfried Hinsch greift gemeinsam mit Peter Sprong ein schwieriges und komplexes Thema, insbesonders für uns Deutsche auf. Die vielfältigen ethisch-moralischen Fragestellungen im Zusammenhang mit diesem komplexen Thema werden von den Autoren in übersichtlicher und gelungener Form dargestellt. Der Leser wird in die Argumentationskette mitgenommen - ohne zu bevormunden. Daher wird es immer wieder zu Punkten kommen, wo man den Argumenten von Hinsch und Sprong nicht folgen mag. Dennoch erscheint mir ihre konsequente Art der Argumentation stichhaltig und bodenständig!
Ein Buch, das ein schwieriges Thema aus Sicht der Philosophie aufgreift und beleuchtet und dabei trotzdem lesbar bleibt, das hatten die Autoren gleich zu Beginn ihres Werkes versprochen und ich meine, sie haben dies Versprechen auf hochinteressante Art und Weise gehalten!