Rezension

Giftig-gute 4,5 Sterne für diese Anthologie

Giftmorde. Bd.1 - Andreas M. Sturm, Jan Flieger, Romy Fölck, Cornelia Lotter, Sophie Sumburane, Christine Sylvester, Traude Engelmann, Patricia Holland Moritz, Frank Kreisler, Ingrid Schmitz, Petra Tessendorf, Marina Arnold, Mandy Kämpf, Matthias Seydewitz, Helmuth Scheel

Giftmorde. Bd.1
von

„Die Einsamkeit ist wie der Duft einer Giftpflanze, süß, aber betäubend und mit der Zeit geradezu verderblich.“ (Friedrich Spielhagen)

Nicht alle Menschen in der neuen Anthologie aus dem fhl-Verlag sind einsam, manche tragen auch einfach nur einen hohen Grad an Verbitterung in sich oder wollen nach dem Tod des unliebsamen Ehegatten ein besseres Leben führen – mit der Kraft der unerbittlichen Pflanzenwelt. Sie alle wollen morden, aber nicht plump und blutig, sondern still, heimlich und überaus fies!

Das erste, was beim Durchblättern der Sammlung auffällt, sind die schwarzen-weißen Bilder der jeweiligen Todesbringer, sodass jeder Leser sich den botanischen Vertreter vorstellen kann. Positiv kommt hinzu, dass es keine Doppelungen gibt, da jedes Gewächs nur einmal zum als giftige Zutat verwendet wird. Somit ist für reichlich Abwechslung gesorgt, weil viele Symptome unterschiedlich in Erscheinung treten oder die Dosierung den Betreffenden vor ein Problem stellt und manches Verderben im letzten Moment die Seiten wechselt.

Als Herausgeber steuert Andreas M. Sturm selbst zwei gelungene Kurzkrimis bei, sodass wir insgesamt 14 Autoren bei ihren Fähigkeiten als Giftmischer bestaunen dürfen. Die Auswahl ist bei solch einer Sammlung natürlich entsprechend bunt gemischt und wartet mit einigen Überraschungen auf. Speziell im Gedächtnis ist mir das märchenhafte Stück „Eibe: So rot die Lippen“ von Petra Tessendorf geblieben, da es mich in Teilen an ein böses Schneewittchen Pendant erinnerte und wirklich herausstach. Ebenfalls für meinen Geschmack außergewöhnlich war Ingrid Schmitz' „Rizinus: Lass uns sterben“ bei der die Liebe von Senioren ein überraschendes Ende nahm. Um meine persönliche Top 3 abzurunden, würde ich Jan Flieger mit „Digitalis: Die Löwin“ nennen wollen, da die Botschaft für Tierfreunde trotz der Brutalität ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Nichtsdestotrotz war keine Geschichte wirklich schlecht, sondern viel mehr im guten bis hervorragenden Mittelmaß, wodurch ich die Anleitung in Buchform gerne weiterempfehlen möchte und 4,5 Sterne vergebe. Die Autoren haben es auf jeden Fall geschafft den Blick für die grüne Wunderwelt zu schärfen, denn es ist nicht alles bekömmlich, was in bunten Farben strahlt – diese Anthologie ist es aber definitiv und auch für den mehrmaligen Genuss geeignet. :-)