Rezension

Glaube im Rotlicht

Glaube Liebe Tod - Peter Gallert, Jörg Reiter

Glaube Liebe Tod
von Peter Gallert Jörg Reiter

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Walter Keunert will in die Tiefe von der Rheinbrücke springen. Er ist Polizeimeister. Seine Kollegen haben die Brücke abgesperrt, Vollsperrung in beide Richtungen. Und ausgerechnet Martin Bauer, Plizeiseelsorger, versucht ihn nun von seinem Vorhaben abzubringen. Unorthodox gelingt ihm dies auch. Dennoch ist Walter Keunert am Ende des Tages tot. Und Martin Bauer lässt dieser Fall eines vermeintlichen Selbstmords nicht los und er gräbt. Für manche vielleicht zu tief in der Vergangenheit und fördert Dinge zu Tage, die unbequem sind und so manchen in einem ganz anderen Licht dastehen. All dies vor der Duisburger Kulisse, die viel Raum für Spekulationen lässt.

Meine Meinung:

Glaube im Rotlicht

Ich las zuerst bei einer anderen Bloggerin über das Buch und wusste sofort, das muss ich auch lesen! Ein Krimi in Duisburg!!! Es war gleich ein wenig Schimanski-Feeling in der Luft, als ich das Buch in den Händen hielt!

Auf dem Cover sieht man gleich eine Schlüsselszene quasi des Buchs vor sich. Jemand steht allein auf der vollkommen leeren Brücke... im Sonnenlicht. Im Nachhinein hätte ich mir mehr von diesem Sonnenlicht auch in der Geschichte gewünscht.

Denn eigentlich hatte ich mir selbst zum Ziel gesetzt, ich untermal meine Rezension mit Tatortfotos. Doch ich muss ganz ehrlich sagen, irgendwann so nach der Hälfte des Buches, wollte ich das nicht mehr. Es widerstrebte mir einfach, noch mehr düstere, traurige, unschöne Motive aus Duisburg in die Welt zu streuen. Schaut Euch mal im Netz um, Duisburg wird immer als dreckig, unschön, kriminell, trostlos geschildert. Mittlerweile tut mir das schon etwas weh. Es gibt weitaus mehr als alte Industriebrachen, zurückgelassene Schwimmbadruinen, dreckige, verruchte Ecken in Duisburg! Deswegen habe ich mich dagegen entschieden! Ich mag keine Foto-Klischees mehr bedienen!

Nichtsdestotrotz war ich vom Buch mitgerissen! Die Story gefiel mir, auch wenn es wirklich nichts neues ist. Aber allein die Tatsache, dass die Hauptfigur, der eigentliche Ermittler, ein Polizeiseelsorger ist, der sich nichts sagen lässt, so gar nicht „pfaffenmäßig“ daherkommt und meine Sympahtien direkt für sich verbuchen konnte, machts erfrischend mitreißend!

Das Setting hier in Duisburg ist wie gesagt gewohnt duster, im Rotlichtviertel zum großen Teil angesiedelt ist es für mich sehr plastisch vor Augen. Und es gab die ein odere andere Situation, wo mir in der Bahn etwas komisch wurde, wenn dort Rumänen-Mädels zustiegen... Sehr lebendig alles! Als Duisburgerin kann ich nur sagen, ja, sie haben ein gewisses Milieu schon sehr gut getroffen und genau das macht es schockierend an der ein oder anderen Stelle, so echt einfach!

Neben Martin Bauer in seiner Funktion als unkonventionellem Seelsorger tritt auch noch positiv in Erscheinung die junge Kripobeamtin Verena Dohr. Großschnäuzig könnte sie wirklich so hier aus Duisburg stammen ;-) Als Frau ist es ja auch gar nicht so leicht, sich unter Männern zu behaupten. Ich mochte auch sie gleich von Beginn an.

Es gibt auch hier wieder den Anreiz, selbst mitzuermitteln, dagegen konnte ich mich gar nicht wehren :) Und alles in allem hat mich dieser erste Einsatz von Martin Bauer in der Krimilandschaft aus meiner Leseflaute rausgeholt und wirklich Spaß gemacht! Gut zu wissen, dass es nächstes Jahr im Mai ja wohl weiter geht und ich bin schon seehr gespannt und gerne wieder mit dabei!

Fazit:

Solider Ruhrpott-Krimi mit einem unkonventionellen Ermittler, der sich so schnell nicht ausbremsen lässt! Lesenswert auf alle Fälle!

© Sabine Kettschau/Niliversum