Rezension

Glück oder Freiheit

Schöne Neue Welt - Aldous Huxley

Schöne Neue Welt
von Aldous Huxley

„Stabilität, Frieden und Freiheit“  lautet das Motto der „schönen neuen Welt“.

Im Jahre 632 nach Ford lebt in London eine vordergründig rundum zufriedene Gesellschaft, in der alle Menschen mit ihrer Situation glücklich sind. Das Gemeinwohl steht hier an erster Stelle; dabei wird sehr schnell deutlich, dass Individualismus oder gar eigenständiges Denken nicht erwünscht sind und dass es wirkliche Freiheit für die Menschen nicht gibt. Der totalitäre Staat stützt sich auf ein Kastensystem von Mitgliedern, die auf ihre künftigen Aufgaben konditioniert werden. Wie bei einer Pyramide bilden die geistig schwachen Epsilon- und Deltagruppen die Mehrheit des Systems und gut ausgebildete Alpha-Plus-Menschen die Spitze. Alte, nicht integrierbare Systeme werden in Reservate abgedrängt.

Bernard und Lenina, Vertreter der neuen Welt, treffen bei ihrem Urlaub in einem Reservat auf John und dessen Mutter Linda, die ursprünglich aus London stammt, und nehmen beide mit in ihre Welt.

 

Satirisch überspitzt erzählt Huxley von Johns Erlebnissen in London und der schmerzhaften Auseinandersetzung mit seiner erlernten und angelesenen Kultur und der hier herrschenden,  von ökonomischen Grundsätzen geprägten Moral. Mit dem Mittel der Parodie (ver-) führt er den Leser, über bestehende Werte und Moralvorstellungen nachzudenken und wissenschaftliche Erkenntnisse und deren Anwendung kritisch zu hinterfragen. Das Buch ist nicht so einfach zu lesen: Zitate aus der Literatur, wissenschaftliches Vokabular, philosophische Grundideen, sowie auch die ironisch-satirisch wirkenden Namen der handelnden Personen legen nahe, dass sich Huxley an eine gebildete Leserschaft wendet.

 

Ein klassisches Werk, neu aufbereitet:  der Zukunftsroman „Schöne neue Welt“ , von Huxley in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts verfasst, erfährt in der Übersetzung von Uda Strätling eine sprachliche Anpassung an unsere Zeit. Die Aussage der Erzählung jedoch ist auch heute, nach mehr als achtzig Jahren, immer noch aktuell.