Rezension

Glücklich sein kann man nicht erzwingen

Das Freu - Karl Olsberg

Das Freu
von Karl Olsberg

Bewertet mit 5 Sternen

​Mafalda fühlt sich ziemlich allein in dem neuen Haus was sie und ihr Vater mit ihrer Stiefmutter und ihrem halbbruder bezogen haben. Ihr fehlt ihre Freundin Mareike und der Garten ist nur zum Anschauen, sehr steril, auf keinen Fall zum Toben. Doch als sie in den Nachbargarten schleicht begegnet sie einem magischen Wesen, es ist blau und wird Freu genannt. Es kann sich in verschiedene Tiere und Gegenstände verwandeln.

Zuhause zieht dagegen der Fortunator ein, eine Brille die virtuelle Realitäten zeigt und glücklich machen soll, doch Mafalda macht sie nicht glücklich, denn von nun an ist alles unpersönlich und kalt.

 

Die Geschichte hat mir von Beginn an gefallen. Sie war schön locker und leicht erzählt, hat aber dennoch einen sehr ernsten Kern. Auch wenn es keine Fortunatoren gibt, sind Handys teilweise nichts anderes. Sie haben fast dieselben Funktionen und viele Menschen können nicht mehr ohne sie. Sie werden Kindern in die Hand gedrückt um sie zu beschäftigen, damit man selber Ruhe hat. Erschreckend, wenn man so drüber nachdenkt und auch das verursacht dieses Buch: ein Nachdenken. Muss man wirklich so viel Zeit an PC, Tablet oder Handy verbringen oder sollte man vielleicht doch öfter mal raus gehen, sich auf eine Bank setzen und einfach nichts tun. Viele können das heute gar nicht mehr.

 

Die Figuren sind überschaubar, was bei einem Kinderbuch gewiss auch gut ist. Alles konzentriert sich auf Mafalda.
​Sie mag es im wilden Garten zu toben. Einfach mal den Naturgeräuschen zuzuhören und nichts zu tun. Sie träumt gerne vor sich hin, erfasst aber ziemlich schnell das diese Brille eben nicht glücklich macht. Sie kämpft gegen alle anderen, die ohne sie nicht mehr können und wollen.
​Ihre "Gegner" sind dabei in der eigenen Familie. Ihr Vater ist total überzeugt von den Brillen, nutzt sie zum Arbeiten und findet sie besser als einen Zoo Besuch, ihre Stiefmutter nutzt sie auch als Überwachung für Mafalda und ihren Halbbruder und ihr Halbbruder Timmy mag sie weil sie wolle Spiele hat. Alle haben ihren Grund die Brillen zu tragen, vergessen aber das zwischenmenschliche. Zeitweise geht es in dieser Familie sehr rau zu.

 

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen wollen, auch als Schullektüre, gerade in dem Alter, wenn Kinder anfangen mit eigenen Handys rumzurennen. Aber auch Erwachsenen, die damit vielleicht mal die Augen geöffnet bekommen. Es ist eine tolle Geschichte mit tollen Wortspielen und Beschreibungen, die einen wirklich in den Bann zieht und dabei noch etwas beibringt