Rezension

Goldene Jahre einer Sängerin

Madame Piaf und das Lied der Liebe - Michelle Marly

Madame Piaf und das Lied der Liebe
von Michelle Marly

Bewertet mit 4 Sternen

In „Madame Piaf und das Lied der Liebe“ nimmt uns Autorin Michelle Marly (die wir bereits von Madame Coco kennen) mit ins Paris der 1937 iger Jahre und erzählt uns die Geschichte der französischen Sängerin Edith Piaf. Häufige Schauplätze des Geschehens sind neben Ediths wechselnden Apartments die großen Bühnen Frankreichs und diverse Kneipen, besonders die gehobene Pariser Musikwelt dürfen wir hier kennen lernen. Durch Ediths Erfolg sehen wir vor allem die glänzenden Seiten der Stadt und die Bandagen, mit denen für gewöhnlich um Publikum gekämpft wird, erscheinen nicht ganz so hart. Denn das Edith bereits ein Star ist, steht außer Frage. Nur durch Yves, der zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht gänzlich unbekannt ist, erfahren wir ein wenig mehr über den Aufstieg. Ein großes Plus dieses Romans ist die stimmungsvolle Darstellung der einzelnen Szenen, die das Gefühl vermitteln, als stummer Beobachter Ediths mit im Raum zu sitzen. Es wirkt beinahe gegenläufig, der Kontrast zwischen Ediths goldenen Erfolgsjahren und dem vom Krieg gebeutelten Land. Auch Edith ist aus ihrer Vergangenheit mit der Armut vertraut. Michelle Marly zeichnet sie als einen sehr vielschichtigen Charakter mit vielen Ecken und Kanten, nicht immer edlen Motiven, doch dafür umso menschlicher. Die Geschichte wird rein aus Edith Sicht erzählt und wirkt beim Lesen authentisch. So wie Ediths Geschichte in die der Welt verknüpft ist, gibt es in dem Buch verschiedene Handlungszweige, die verstärkt in den Fokus gerückt werden. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der Darstellung von Ediths Erfolg, ihrem Wunsch ihren geliebten Schützling Yves Montand zum angesehene Sänger zu fördern und der Leidenschaft zum Chanson. Ich erfahre in diesem Buch so einiges übers Lieder dichten, Texte und vermittelte Geschichte, Vortragsarten, sowie der Stimmigkeit zwischen Chanson und Sänger. Eben all das, was bei einem guten Lied das Kribbeln auf unserer Haut ausmacht. Hautkribbeln verspricht hier nicht nur die Musik, sondern auch viele schöne Stunden zwischen Edith und Yve, die sich schnell auch außerhalb der Schulungsstunden näher kommen. Die Tiefe hinter der Musik und dem Chanson ist allzeit spürbar. In Madame Piaf geht es zudem um ein ganz besonderes Chanson, dass Edith Piaf unvergesslich machte: „La Vie en Rose“. Ein Ohrwurm, der dem Leben eine bestimmte Richtung gibt, in einer Zeit, die alles andere als rosarot war. Ein weiterer Erzählfokus liegt auf den Entwicklungen und Gesprächen zwischen Edith und Yves, die zueinander unterschiedliche Rollen zwischen Liebenden und Förderer einnehmen. Die zwei stellen für mich ein intererssantes Paar dieser Zeit da und wirken zusammen herrlich erfischend. Weniger Raum nimmt dafür die im Klappentext beschriebene Anklage Ediths ein. Sie verkommt eher zu einem kaum bemerkbaren Nebenstrang. Doch ich denke, das ist für das, was dieses Buch erzählen wollte, nicht so schlimm. Dafür wirken die goldenen Jahre der Edith Piaf umso strahlender. Ich finde die Wahl der Jahre, die aus dem Leben der Sängerin erzählt wurden interessant. Zusätzlich gewünscht hätte ich mir, dass aus der Anfangsbeschreibung diese bewusste Wahl mehr hervorgegangen wäre. Trotz dass uns das Buch nur diesen Ausschnitt ihres Lebens zeigt, bekommen wir als Leser dennoch einen Überblick über ihren ganzen Lebensweg. Die Vergangenheit wird in kleinen eingeschobenen Rückblenden beschrieben, was den Moment eingebundener wirken lässt, über die Zukunft lesen wir im Nachwort der Autorin. Dieses Nachwort, das hat es in sich und ich bin wirklich froh, dass es noch dabei ist, auch wenn mich einige Fakten hier sehr traurig gemacht haben, andere wiederum waren sehr freudig. Fazit: Anders als erwartet, dennoch eine absolut lesenswerte Geschichte über eine so kleine so große Frau, die trotz aller Tränen in ihrer goldenen Zeit mit „La vie en rose“ zur „Legende“ wurde.

"Je ne regrette rien."