Rezension

Gott Apollo als sterblicher Mensch

Die Abenteuer des Apollo 1: Das verborgene Orakel - Rick Riordan

Die Abenteuer des Apollo 1: Das verborgene Orakel
von Rick Riordan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mitten in Manhattan landet Apollo, der große Gott der Dichtkunst, Heilkunst, Weissagung, Bogenschießens, Musik und vieles mehr in einem Müllcontainer (!) als kleiner verletzlicher, sterblicher Mensch und weiß gar nicht so genau warum. Welch ein Einstieg von Rick Riordan in seine neue Reihe "Die Abenteuer des Apollo"! 
Mit seinem bekanntem Humor schildert der Autor seinen Protagonisten als eingebildeten, arroganten und absolut von sich und seinen Taten überzeugten Character. Schon gleich zu Beginn der Geschichte trifft Apollo dann auf die Halbgöttin Meg, die zweite Protagonistin, die einen völlig gegensätzlichen Character aufweist. Durch eine List bindet Meg Apollo an sich und sie brechen gemeinsam zu Camp Half-Blood auf. Bis zum Ende des Buches treffen sie auf 
viele Bekannte, müssen sich vielen Gefahren stellen und Rätsel lösen. 

Rick Riordan lässt Apollo - vorher Gott - nun jedoch Mensch im Laufe der Geschichte sehr viel über sich selbst - und vor allen Dingen die Auswirkungen seines bisherigen göttlichen Verhaltens - hinzulernen. Apollo wächst stellenweise regelrecht über sich hinaus. Das alles geschieht für den Leser eher ganz unmerklich nebenbei. Als Leser schließt man Apollo dadurch immer mehr ins Herz, aber man lernt auch so einiges über soziale Interaktion. 

Meg bildet den Gegenpart zum "ursprünglichen" Apollo. Aber auch sie ist nicht völlig unbelastet und ihre Ticks (z.B. Räder schlagen) haben einen tieferen Grund, den der Autor ganz behutsam mit einflechtet. 

Die Liebe des Autors zur griechischen Mythologie und der Antike fließen natürlich ebenso - wie in seinen anderen Werken - wieder auf jeder einzelnen Seite mit ein. 

Zusammengenommen "lernt" der Leser hier also ganz nebenbei so einiges über zwischenmenschliches Verhalten und griechische Mythologie. Eigentlich sollte man meinen für Jugendliche eher langweilige Themen, aber Rick Riordan schafft das genaue Gegenteil! 

Das liegt wohl offensichtlich an seinem humorvollen, einfach mitreißendem Schreibstil. Man kann einfach nicht aufhören zu Lesen. Oft dachte ich 'das Kapitel jetzt noch zu Ende und dann mache ich eine Pause' und dann befand ich mich plötzlich schon wieder im nächsten Kapitel. Ich denke, das sagt eigentlich schon alles! 
Auch die Haikus zu Beginn jeden Kapitels sind sehr faszinierend. Irgendwann fing ich nach jedem gelesenem Kapitel an zurückzublättern, um die Haikus nochmals zu Lesen und damit zu honorieren. 
An dieser Stelle auch ein dickes Lob an die Übersetzerin Gabriele Haefs! 

Man kann diesen Auftakt der neuen Reihe völlig unabhängig von den anderen Büchern von Rick Riordan lesen. Allerdings muss ich auch ganz klar sagen, dass der Lesegenuss sich um ein vielfaches erhöht, wenn man zumindest Percy Jackson gelesen hat. Es wird schon recht häufig Bezug auf frühere Geschehnisse genommen. 

Zusammenfassend von mir eine ganz klare Kauf- und Leseempfehlung für jedes Alter, nicht nur Jugendliche!