Rezension

Gott ist tot

Lapvona -

Lapvona
von Ottessa Moshfegh

Bewertet mit 4 Sternen

Die Handlung Lapvonas spielt inmitten einer augenscheinlich mittelalterlichen Gemeinschaft frommer Bauern und zieht sich über 5 wahrlich grausame Jahreszeiten hinweg. Die Bewohner bewirtschaften ihre Felder und leben ein einfaches Leben, während ihr korrupter und schamloser Herrscher in seinem Schloss dem schönen Leben in Überfluss frönt. Durch tragische Umstände fällt der Protagonist Marek, Sohn eines armen Hirten, ganz plötzlich in den Genuss unermesslichen Reichtums, als der Herrscher Lapvonas ihn nach Tod seines eigenen Sohnes zum Ersatzerben bestimmt. Mareks Varer lässt ihn nur zu gern gehen - immerhin ist Marek ein missgestalteter Bastard und so hässlich, dass nicht mal er ihn anschauen will. Doch der Tod des rechtmäßigen Prinzen bringt scheinbar übernatürliche Konsequenzen mit sich: es fällt kein Regen mehr, die wenigen überlebenden Dorfbewohner ziehen sich an die letzte Wasserquelle zurück, wo sie sich von Insekten und Tierexkrementen ernähren. Die Bauerngemeinschaft ist im Umschwung, während im dekandenten Herrschaftssitz eine Jungfrau ein Kind erwartet.

Lapnova ist ein Fall von exzessiv derber und morbider Gore-Literatur, ausgestattet mit Kannibalismus, Folter, Missbrauch und Ansätzen von Pädophilie. Moshfeghs Werk ist ein schauerliches, abscheuliches, ja brutales Stück Text, welcher vom Leser einen starken Magen fordert. Die Protagonisten und alle Randpersonen sind in ihren Charaktern absolut Eigen und der Eine verstörender als der Andere.

Moshfegh schreibt erbarmungslos direkt über die hässlichen Seiten der Menschen, doch bearbeitet dabei Themen wie Klasse, Religion, Macht und Gier in überraschend auf die moderne Welt anwendbarer Manier. Mit meisterhaftem Können schafft sie aus historischer Fiktion eine realistische Fantasiewelt, die sich in Anspielung auf heutige hierarchiche Systeme und Herrschaftsprinzipien zweifelsfrei spannend analysieren lassen würde. Sehr beklemmend und die Grenzen des Ekels häufig und meilenweit überschreitend, hat Moshfegh ein makaberes Spektakel erschaffen, bei dem sich immer wieder alles in einem zusammenzieht, aber von dem man sich trotzdem nicht lösen kann. Ein völlig seltsamer, chaotischer Roman, in dem mir persönlich leider doch zu Vieles nicht aufgeklärt wurde - der mich aber trotzdem unheimlich gut unterhalten hat!