Rezension

Gottlieb und Marie

Kaschmirgefühl - Bernhard Aichner

Kaschmirgefühl
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 2 Sternen

Gottlieb fühlt sich einsam. Noch immer wohnt er in der elterlichen Wohnung, schläft in seinem Kinderzimmer, obwohl er längst erwachsen ist und die Eltern beide verstorben sind. Eines Abends wählt er die Telefonnummer einer Sex-Hotline. Dort hebt Marie ab. Er will keinen Dirty Talk, will nur reden und breitet sein Leben vor Marie aus.

 „Unter dieser Nummer gibt es keine Wahrheit. Damit solltest du dich ganz schnell abfinden. Sonst wird das nichts mit uns beiden.“

Gottlieb und Marie erzählen von sich, es sind fabulöse Variationen ihrer echten Geschichte

Ich möchte gar nicht sagen: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Ich weiß dass Aichner nicht nur Thriller kann. Das nötigste über das Glück war beispielsweise ein zauberhaftes Märchen für Erwachsene. Kaschmirgefühl hingegen wirkt seicht, ein Geplänkel, das mich nicht berührt hat.

Das ganze Buch besteht aus einem, eine Nacht dauernden Dialog zwischen Gottlieb und Marie. Es ist der typische Aichner-Sound, der das Buch beherrscht. Kurze, von Strichen abgesetzte Wortwechsel. Es gibt keinen Erzähler, keinen fließenden Text, einfach immer nur er sagt, sie sagt. Ein Markenzeichen, das hier im Übermaß strapaziert wird. Sprachlich simpel, dass es wie eine hingehudelte Schreibübung wirkt. Das Buch ist dünn, im Hardcover 188 Seiten, das E-Book überhaupt nur 75 Seiten. Da sieht man, wie Layout wirken kann. Das Buch einen Roman, wenn auch einen kleinen, zu nennen ist ja fast schon maßlose Selbstüberschätzung.

Bitte, lieber Bernhard Aichner, bring uns wieder etwas wie den Max Broll oder die Totenfrau, schwarz, bitterböse und abgründig,  das steht dir besser.