Rezension

Grandios!

Yellowface -

Yellowface
von Rebecca F. Kuang

Weder June noch Athena erscheinen besonders sympathisch, aber gerade das macht diese Geschichte so realistisch und fesselnd. Kuang spielt geschickt mit der Wahrnehmung der Leser*innen, indem sie uns dazu bringt, in Frage zu stellen, was wahr ist und was nicht. Das Verhalten von June nach Athenas Tod ist hochgradig moralisch fragwürdig, und doch ist es schwer, sie komplett zu verurteilen, wenn man ihre Motivationen und inneren Konflikte betrachtet.
Der Schreibstil von Kuang ist einmal mehr beeindruckend. Obwohl einige ihn als zu einfach beschreiben mögen, finde ich, dass er perfekt zu June passt, deren literarische Fähigkeiten nicht so ausgereift sind wie die von Athena. Die Unzuverlässigkeit von Junes Erzählung verstärkt nur die Spannung und lässt uns bis zum Schluss darüber nachdenken, was wirklich passiert ist.
Das Thema der kulturellen Aneignung, das in "Yellowface" behandelt wird, ist äußerst relevant und faszinierend. Obwohl ich nicht alle Meinungen dazu teile, finde ich es bewundernswert, wie Kuang es schafft, dieses komplexe Thema in ihre Geschichte einzubinden und zum Nachdenken anzuregen.