Rezension

Grandios

Drei Männer im Schnee. Inferno im Hotel - Erich Kästner

Drei Männer im Schnee. Inferno im Hotel
von Erich Kästner

Bewertet mit 5 Sternen

Handlung:
Geheimrat Tobler ist Millionär. Multimillionär. Zu seiner eigenen Belustigung nimmt er unter dem Namen Eduard Schulze an einem Preisausschreiben teil, ausgerichtet von einer seiner eigenen Firmen. Und tatsächlich gewinnt Tobler den zweiten Preis: einen 10-tägigen Winterurlaub im Grand Hotel in Bruckbeuren. Tobler hält, zum Entsetzen seiner Familie, an seiner zweiten Identität fest und will den Preis annehmen. Sein Plan ist es, sich als armer Mann zu verkleiden und zu beobachten, wie die reichen Menschen, aber auch die Mitarbeiter des Hotels auf ihn reagieren werden. Toblers Tochter will dem heimlich ein Ende machen indem sie im Hotel anruft und über die Anreise eines verkleideten Millionärs informiert.

Den ersten Platz hat ein gewisser Doktor Fritz Hagedorn gewonnen. Der gute Mann ist seit Jahren arbeitslos und gehört tatsächlich zur ärmeren Gesellschaft. Aufgrund des Anrufs wird er als der verkleidete Millionär gehalten und eine unterhaltsame Verwechslungskomödie beginnt...

Meinung:

Zu dem Cover gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. In dieser Ausgabe befindet sich nicht nur der Roman, sondern auch eine kurze Erzählung des Autors. In der oberen Hälfte finden diese beiden Titel Erwähnung, die untere Hälfte wird von einem Bild beherrscht, welches eine Szene des Romans zeigt. Darauf zu sehen ist der Haupthandlungsort, das Grand Hotel, sowie die drei Hauptprotagonisten und ein Schneemann. Ein nettes Bildchen, ich finde besonders die Darstellung der drei Herren interessant. Irgendwie hatte ich sie mir etwas anders vorgestellt, finde aber auch diese Darstellung passend.

Seit gut zwei Jahren steht das Buch auf meiner Wunschliste. Eigentlich wollte ich mir die Ausgabe vom DTV Verlag zulegen, weil ich schon einige Klassiker aus dieser Reihe habe. So wollte ich mir eine kleine Bibliothek davon zulegen. Leider habe ich diese Ausgabe nur noch gebraucht gefunden und ich bin nicht so der Fan von gebrauchten Büchern. Bei Hugendubel hatte ich dann diese Publikation gefunden und sie mir kurzerhand bestellt.

Zu Weihnachten gehört für mich jedes Jahr die Verfilmung von „Drei Männer im Schnee“ dazu. Ich finde den Film unglaublich liebevoll und stimmungsreich, da wurde es für mich auch mal Zeit, die Literaturvorlage dazu zu lesen.

 

Die Schreibweise wurde recht hochtrabend und altmodisch gehalten. Die Protagonisten nutzen eine edlere Sprache, nur selten verfallen sie in eine Umgangssprache. So entsteht beim Lesen ein angenehmer Anspruch, der mir gefallen hat. Man wurde etwas gefordert, gleichzeitig war die Schreibweise aber auch nicht zu anstrengend.

Außerdem kam die Sprache nicht trocken, sondern immer mit einem gewissen Humor und Witz daher. Manchmal versteckt in den Sätzen, manchmal aber auch offensichtlicher. So wurde die Handlung nie langweilig oder zu langatmig, immer wieder wurden durch kleine Details oder Wendungen neuer Schwung in die Geschichte gebracht.

Mir fiel bei dem Buch wieder der besondere Schreibstil von Kästner auf. Eine angenehme Portion Humor, spöttische Bemerkungen, aber auch viel Tiefe hinter den Sätzen. Manches hat einen stärkeren Sinn als man anfangs annimmt und erst wenn man darüber nachdenkt, eröffnen sich ganz neue Interpretationsmöglichkeiten. Über einige Textstellen kann man gut nachdenken und auch das eigene Wesen etwas reflektieren. Hinter vielen Sätzen stecken unglaublich viel Wahrheit und auch einige Lebensweisheiten.

Viele Szenen sind mit dem Film identisch, meist gibt es nur kleine Änderungen oder mal eine zusätzliche Szene. So wusste ich zwar, was kommen wird, trotzdem habe ich stets mit großem Interesse weitergelesen und war gespannt darauf, wie manche Szenen schriftstellerisch geschildert werden.

 

Als besonders gelungen empfand ich die Darstellung der Gesellschaft. Manches mag vielleicht etwas zu überspitzt gewesen sein, doch die Wesen wurden im Grunde hervorragend getroffen. Es gibt ein buntes durcheinander von Arm und Reich, die Grenzen dazwischen sind manchmal verwischt, vor allem durch das Versteckspiel von Geheimrat Tobler. Doch meistens gibt es eine gespaltene Gesellschaft und viele Unterschiede und Reibepunkte.

 

Ich empfand die Charaktere als lebendig und authentisch, nicht zu überdreht oder zu markant. Ein jeder hatte ein eingängiges und variables Wesen und einen herrlichen Humor. Kein einziger kam als zu blass oder zu wenig durchdacht daher.

Fazit:

Erich Kästner beherrscht es einfach, spannende und unterhaltsame Romane zu schreiben. Diese Verwechslungskomödie hat genau meinen Nerv getroffen und ich hatte riesige Freude beim Lesen. Oft hatte ich Bilder vor Augen und obwohl mir die Handlung im Grunde bekannt ist habe ich die Geschichte voller Spannung verfolgt. Ich kann für das Buch nur eine große Leseempfehlung aussprechen. Hier handelt es sich wirklich um einen Klassiker, den man gelesen haben muss!