Rezension

Grandios!

Das Buch Ana - Sue Monk Kidd

Das Buch Ana
von Sue Monk Kidd

Bewertet mit 5 Sternen

„Gott konnte Liebe sein, so wie Jesus es glaubte. Für mich war er der, der sein würde, das Sein des in unserer Mitte.“

16 n.Chr. Sepphoris

Ana, die Tochter von einer wohlhabenden jüdischen Familie. Klug, rebellisch, stark... Sie lernt Lesen und Schreiben, studiert Thora und fängt an heimlich die Leben der Frauen aufzuschreiben. Ob es die Geschichten der vergessenen Frauen, Eva, Sarah, Rebecca aus der Heiligen Schrift sind oder die Lebensgeschichten von der eigenen Tante oder Freundin ist, furchtlos stellt sie sich gegen die Gesetze.

Ana, die Tintenmischerin, die Komponistin von Worten, die Sammlerin vergessener Geschichten. Kaum vierzehn musste sie sich mit einem alten Witwer verlobten. Vertauscht wurde sie gegen eintausend Denar und einen Anteil Dattel Hain. „Ich bin kein Lamm“, schreit sie. Denn seitdem sie auf dem Markt einen jungen Mann mit dunklen Locken und warmen Augen kennengelernt hat, gehört ihr Herz, ihre Träume und Gedanken nur an ihm.

„Mein Name ist Ana. Ich war die Frau von Jesus aus Nazareth. Ich bin eine Stimme.“

Einige bezeichnen das Buch sehr Mutig, die andere finden wiederum es abstoßend, weil unsere Wiegen seit über 2000 Jahren mit dem Heiligen Gebeten geschaukelt wurden. Ich war auch sehr skeptisch und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch eine Geschichte über christliche Glaube erwartet. Doch was ich hier gelesen habe, ist es weit entfernt von einer Bibel-Geschichte! Die Glauben sind hier nur spirituelle Existenzen, dass jeder auf eigene Art und Weise glaubt, führt, fühlt, bekehrt, betet... Jesus tritt wie eine ganz normale Figur auf, denn die Autorin erzählt nicht von seinen Lehren oder Taten, sondern stellt sie ihn als liebevolle, tolerante, hilfsbereite Mensch dar.

Es geht hier um die Frauen, die für ihre Rechte, Träume, Bedürfnisse kämpfen. Die kämpfen um ihre Identität, um ihre da zu sein und ganz vorne geht Ana mit. Sie verwendet ihr Wissen, ihre Fähigkeit, ihre unermüdliche stärke für die Frauen. Sie stellt sich gegen die Männerdominierte Welt, gegen Regeln und Gesetze. Sie bring sich selbst im Gefahr um die Freundinnen helfen zu können. Sie gibt die Frauen eine Stimme.

Mit einer großartigen Sprache nimmt die Autorin ihre Leser*in nach Galiläa mit, lässt sich bewundern, feiern und trauern. Ich war teilweise wütend und tieftraurig aber auch bei manche Stellen habe ich von Schadenfreude gejubelt. Ich war in Nazareth, in Jerusalem, in Alexandria. Ich habe Myrre, Staub und Papyrus gerochen. Ich war in der ersten Bibliothek der Welt und hatte Lyra Klänge in dem Ohr. Ich habe geliebt, gelacht, geweint und am Ende habe ich Anas Buch in den Händen gehabt.

Es ist eine Historische MeToo Geschichte, welche meine Jahreshighlight ist. Einfach nur grandios und verdient mehr als fünf Sterne.