Rezension

Grandios!

Das Haupt der Welt - Rebecca Gablé

Das Haupt der Welt
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit "Das Haupt der Welt" legt Rebecca Gablé einen neuen Historienroman vor. Diesmal geht es um das frühe deutsche Mittelalter, die Zeit der Ottonen, genauer die frühen Regierungsjahre Ottos des Großen. Der Großteil der Charaktere ist historisch verbrieft, natürlich etwas ausgeschmückt, aber wie sagt die Autorin im Nachwort: "Jede Geschichtsschreibung ist Fiktion".

Mit dem Sturz der Brandenburg werden der slawische Prinz Tugomir und seine Schwester Geiseln König Heinrichs I. Schon bald darauf rettet Tugomir Heinrichs Sohn Otto das Leben und wird bekannt als Heiler. Seine Schwester dagegen bekommt ein uneheliches Kind von Otto. Und so nimmt die Geschichte der Geschwister ihren Lauf...

Liebe und Intrigen am sächsischen Fürstenhof, Umsturzversuche und Machtspiele, die Autorin nimmt uns mit in eine aufregende Zeit. Das deutsche Reich römischer Nation ist aufgelöst, doch Otto sieht sich als Nachfolger im Geiste Karls des Großen und versucht sein Reich zusammenzuhalten, auszudehnen und die Slawen zu christianisieren. Das ist nicht einfach, zumal auch nicht alle Familienmitglieder mit seiner Wahl zum Nachfolger Heinrichs I. einverstanden sind. Und so kämpft Otto um den Thron und die Verwirklichung seiner Ideale.

Rebecca Gablé schafft es mit bemerkenswerter Leichtigkeit, den Leser in andere Zeiten zu versetzen, die Farben, Gerüche, das Leben im Mittelalter aufleben zu lassen. Historische Informationen werden gekonnt nebenher serviert, ohne den Fluss der Geschichte zu verlangsamen oder zu unterbrechen. Dabei ist es gar nicht einfach, die wechselnden Bündnisse, Grenzverläufe, Volkszugehörigkeiten etc zu vermitteln. Viel ändert sich in wenig Zeit, Ottos Reich besteht aus Grafschaften und Marken, nur zusammengehalten durch den Willen ihm zu dienen. Trotzdem kommt keine Langeweile auf, denn die Charaktere sind ausgereift und in sich logisch. Einziger Wermutstropfen: Otto bleibt ein wenig blass, wie es so häufig mit dem hehren, ewig guten Helden geht. Bösewichter sind eben spannender...

Eine sehr gelungene Umsetzung eines Romanthemas, über das noch recht wenig geschrieben wurde, lebendig und farbenfroh. Es wird sicher nicht das einzige Buch bleiben, das ich von dieser Autorin lesen werde...