Rezension

Grandios gelungene Fortsetzung

Die falsche Patientin -

Die falsche Patientin
von Saskia Calden

Bewertet mit 5 Sternen

Judith Lennard wacht in einer Psychiatrie auf und kann sich nicht daran erinnern, wie sie dort hingelangt ist. Angeblich hat ihr Freund sie nach einem Selbstmordversuch eingewiesen. Keiner will ihr glauben, dass hier offenbar ein Missverständnis vorliegt.

Zeitgleich wird die Ermittlerin Evelyn Holm zu einem Tatort gerufen. Eine junge Frau wurde ermordet aufgefunden. Alle Indizien weisen auf eine bestimmte Person hin. Doch die ist wie vom Erdboden verschwunden.

„Die falsche Patientin“ ist der zweite Teil der Evelyn-Holm-Reihe von Saskia Calden. Ich war neugierig, ob die Autorin es schafft, die anhaltende Spannung, die sie in ihren bisherigen Stand-alones aufbrachte, auch in einer Reihe aufrechtzuerhalten. Meine Skepsis war unbegründet. Bereits auf den ersten Seiten lief es mir eiskalt den Rücken herunter bei der Vorstellung, (ungewollt) in einer Psychiatrie festzusitzen - und niemand glaubt dir. Wie hilflos muss man sich da fühlen?!

Zitat Pos. 63:
"Irritiert sehe ich an mir hinab. Meine Hände sind zu beiden Seiten mit weißen Riemen fixiert und ein Gurt drückt gegen meinen Bauch."

Evelyn Holm hat nicht nur mit den Mordermittlungen jede Menge zu tun, sondern bekommt auch noch einen neuen Kollegen, der aufgrund seiner arroganten Art zu unterhaltsamen Dialogen verhilft. Auch privat erfährt man einiges über Evelyn, u.a. wie es für sie und das Opfer aus „Der Puppenwald“ (Teil 1) weiterging. Sehr clever eingebaut!

Abwechselnd springt man von Judith zu Evelyn und kann keinen Zusammenhang finden. Vor allem die Passagen von Judith gingen mir dabei extrem unter die Haut.

Zitat Pos. 2849:
"Ich will leben, unbedingt, doch wenn man hier so liegt, stundenlang in der immer gleichen Position, eingesperrt im eigenen Körper, gibt es Momente, da wünscht man sich, man wäre tot."

Zum Ende hin vernetzen sich die Fäden und es wird authentisch und lückenlos aufgedeckt, welch perfides Spiel hier tatsächlich getrieben wurde. Mit Nervenkitzel und schockierenden Zuständen hat die Autorin hier jedenfalls nicht gegeizt.

Fazit: Sehr spannend, emotional und mitreißend! Eine grandios gelungene Fortsetzung, deren Thema mich aufgrund der Authentizität schockiert und betreten zurücklässt. Ich bin gespannt, wie Saskia diesen Titel jemals toppen will. Das ist der Stoff, der uns nachts nicht schlafen lässt!