Rezension

Grandios geschrieben

Die spürst du nicht -

Die spürst du nicht
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 5 Sternen

Mit „Die spürst du nicht“ ist dem Autor Daniel Glattauer wieder ein ganz großartiger Roman gelungen, bei dem einfach alles zusammen passt.

Die Handlung findet in einer Juliwoche in der Toskana statt. Die beiden Familien Binder und Strobl-Marinek machen gemeinsam Urlaub. Zunächst gibt es einen kurzen Überblick über die Charaktere, so dass ich schnell ein erstes Bild von ihnen hatte. Da sind Engelbert und Melanie Binder mit ihrem neunjährigen Sohn Benjamin und Oskar Matrinek mit seiner Frau Elisa Strobl-Martinek und der neunjährigen Lotte und der 14-jährigen Elisa Sophie. Letztere hat dem Urlaub nur zugestimmt, wenn sie ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen darf, die vor vier Jahren mit ihrer Familie aus  Mogadischu geflohen ist. Zunächst lesen sich die Ereignisse locker und leicht – Urlaubsatmosphäre eben - bis es zu einem Unglück kommt.

Der Schreibstil von  Daniel Glattauer liest sich leicht und ist den jeweiligen Ereignissen angepasst. Damit wurde auch der Wechsel der Atmosphäre direkt spürbar, das leichte Urlaubsfeeling verschwindet und es wird ernst. Ich habe fassungslos an den Seiten geklebt und konnte nicht aufhören zu lesen. Durch Perspektivwechsel, Zeitungsartikel und Beiträge aus sozialen Medien ist es abwechslungsreich und man erhält einen übergreifenden Einblick in die Handlung. Die Reaktionen auf den Vorfall von den einzelnen Familienmitglieder und der Öffentlichkeit fallen komplett unterschiedlich aus. Jeder reagiert anders, aber leider nicht jeder angemessen. Die Beziehungen der einzelnen Charaktere untereinander werden gelungen dargestellt und alles wirkt durchweg erschreckend  authentisch.

Die hier geäußerte Gesellschaftskritik passt in unsere Zeit. Dieser Roman fordert zum Nachdenken auf und wird bei mir noch lange nachhallen.