Rezension

Grandiose Bildwelt, schlechte Druck- und Bindequalität

Die Stadt der Träumenden Bücher (Comic)
von Walter Moers

Bewertet mit 5 Sternen

"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" trifft hier exakt zu, denn die Umsetzung des Romans 'Die Stadt der träumenden Bücher' ist perfekt gelungen (wenn man von der Druckqualität mal absieht – dazu später mehr). Schon der Roman weist phantasievolle Schwarz-Weiß-Grafiken auf, die aber von der farbigen Umsetzung weit in den Schatten gestellt werden. Jahrelang haben der Autor Walter Moers und der Künstler, Illustrator und Comiczeichner Florian Biege in Gemeinschaftsarbeit daran gearbeitet. Herausgekommen ist eine Graphic Novel bzw. ein Comic in warmen Gelb-, Gold- und Brauntönen, der das Kopfkino um viele Details bereichert, die im Buch nicht dargestellt werden konnten. Hier steht das Bild im Vordergrund – wie es sich für eine Graphic Novel gehört – und trotzdem ist die Geschichte inhaltlich komplett und lässt nichts Wesentliches aus.

Entstanden ist eine opulente Fantasiewelt, die uns in die Stadt Buchhaim entführt, wo der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz den Autor eines genialen Manuskripts sucht und dabei in allerlei Abenteuer verwickelt wird. Seltsame Lebensformen bevölkern Buchhaim, was noch durch die Fantasiewesen in den Katakomben übertroffen wird. Die aber sind Gegenstand eines zweiten Bandes, der die unterirdischen Abenteuer zum Inhalt hat und im Januar 2018 erscheinen wird.

Der Comic besticht durch seinen Einfallsreichtum und die unglaubliche Vielzahl der Details, die man erst nach und nach bei wiederholtem Betrachten entdeckt. Walter Moers sagt selbst, dass ein Comic den Inhalt so weit wie möglich über Bilder vermitteln soll und dass dagegen Text und Sprechblasen in den Hintergrund treten sollen.

"Jedes nicht verwendete Wort in einem Comic ist ein gutes Wort"

Das Ganze wird noch getoppt durch ein liebevoll gestaltetes Glossar am Ende des Comics, das mit seinen bildhaften Anfangsbuchstaben (Initiale) an mittelalterliche Handschriften erinnert, eine mehrteilige Ausklappseite (genial!) und etliche Doppelseiten. Hier muss ich leider ein wenig Kritik anmelden, denn durch die Art der Bindung verschwindet ein schmaler Streifen des Bildes mittig und das ist gerade für diese mit liebevollen Details versehene Gestaltung besonders schade.

Überhaupt erinnert mich die Gestaltung an Fotobücher, die jeder selber machen kann. Die Farben sind nicht so leuchtend, wie ursprünglich von Florian Biege vorgesehen (Link dazu weiter unten) und die Seiten sind mal glänzend-glatt, mal rauer, was immer wieder stört und zum Wischen verleitet, weil man meint, es sei Staub auf der Seite.

DAS hat so ein liebevoll gestaltetes Buch nicht verdient. Dennoch gebe ich 5 Sterne, denn die Autoren Moers und Biege können nichts für die schlechte drucktechnische Qualität des Verlages.

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