Rezension

Grandiose Fortsetzung

Fragmente - Dan Wells

Partials - Fragmente
von Dan Wells

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem Kira Walker erfahren hat, dass sie selbst ein Partial ist, hat sich ihr Ziel geändert, nicht nur die von dem RM Virus bedrohte Menschheit will sie vor dem Aussterben retten, sondern auch die Partials vor ihrem Verfallsdatum. 
Aber auch die Frage nach ihrer eigenen Identität lässt ihr keine Ruhe mehr, um Antworten und Lösungen zu finden für ihre und die Probleme der Erdbevölkerung treibt es sie fort von Long Island und sie begibt sich somit auf ungeschütztes Terrain.
Auf ihrer Suche begegnet sie auch Samm wieder, der sich zusammen mit Heron einem weiblichen Spionagepartial, ihrer Mission anschließt.
Begleitet werden sie außerdem noch von Afa, einem etwas durchgeknallten Mann, der bei ParaGen gearbeitet hat und sich für den letzten lebenden Menschen hält. Seine Hilfe ist für die drei allerdings unabdingbar, denn nur er kann ihnen Zugang zu den Daten verschaffen an die sie ranwollen. Doch der Weg zu diesen Daten führt sie durch das Ödland, ein verseuchtes Gebiet, voller Gefahren..
Aber auch auf Long Island spitzen sich die Gefahren zu, Dr. Morgan ist mit ihrer Partial Truppe einmarschiert und hält die Menschen als Geiseln gefangen, nur die Auslieferung von Kira wird sie darin stoppen jeden Tag einen von ihnen zu töten..

Toll finde ich, dass die Gestaltung nicht stark vom ersten Teil abweicht, so bleibt die Zugehörigkeit gut sichtbar, nur die Farbgebung und der Hintergrund hat sich geändert. Mir gefällt der blaue Ton sehr gut und wie auch beim ersten Cover halte ich es für einen absoluten Augenfang. :)

Nach dem mir der erste Teil unglaublich gut gefallen hat, habe ich natürlich sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet.
Der Einstieg ins Buch viel mir nicht wirklich schwer, schnell waren die alten Begebenheiten wieder im Kopf präsent und das selbe hoffnungsvolle aber auch beklemmende Gefühl aus dem Ende des ersten Teils war wieder vorhanden. 
Gespannt war ich darauf wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird, nicht nur Kiras Umgang mit ihrer wahren Identität sondern auch der Fortschritt der gegen den RM-Virus nun vollbracht war, denn nach Jahren der Kinderlosigkeit hat Kira es geschafft ein Baby zu retten.

Die Fortschritte sind hier quasi nicht mehr gegeben, zwar lebt dieses eine Kind noch und ist nicht zu einem späteren Zeitpunkt dem Virus erlegen, doch alle darauf folgenden Kinder schon. Da Samm nun weg ist und sie das Heilmittel nur direkt von einem Partial gewinnen konnten und Samm ist nicht mehr da. Der Versuch das Heilmittel zu kopieren und künstlich herzustellen ist ihnen bisher nicht gelungen und so kommen Ideen auf sich erneut einen Partial zu schnappen.

Auch Kiras Reise nach Informationen gibt keine großartige Entwicklung dar, zwar bekommt sie immer wieder neue Ansätze, diese lassen aber nur Vermutungen entstehen und werfen mehr Fragen auf als sie beantworten.
Anfänglich war das für mich alles völlig legitim, auch der zweite Teil musste natürlich eine Entwicklung mit sich führen auf das sich das gesamte Buch dann aufbauen kann, nach einer weile war mir das ewige Voranschreiten ohne Ergebnisse dann aber doch ein bisschen zu langgezogen.

Zwar ist Kiras Reise, die hauptsächlich im Fokus steht, abenteuerlich und es wird hier nicht langweilig weil es immer neues gibt, das es zu überwinden gibt. Aber immer wenn man sie am Ziel angekommen glaubt, kommt es zu einem Rückstoß und das ganze baut nur auf das Buch unnötig in die Länge zu ziehen, so habe ich es zumindest empfunden.
Nichtsdestotrotz weißt das Buch einen hohen Spannungskurs auf, der zwar zuweilen mal sinken mag aber sich immer wieder fängt und auch stetig anzusteigen vermag.

Gerade im letzten drittel ging sie dann weit nach oben und es tauchten wirklich einige Überraschungen auf, die mich positiv gestimmt haben auch werden hier dann viele Fragen beantwortet und die Unklarheit schwindet im großen und ganzen dahin. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich dem dritten Teil nun mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn entgegentreten werde. Eher habe ich das Gefühl, dass dieser Teil alle nötigen Informationen freigibt die man braucht um den nächsten Teil entgegen treten zu können, so dass er schlüssig wird.
Das Ende hat mich dann auch über den etwas zu langgezogenen mittleren Teil hinweg getröstet, das fand ich nämlich sehr gut und spannend und vor allem war es halt eine überraschende Entwicklung die mich aber freudig auf den dritten Teil warten lassen. :)

Was die Charaktere betrifft, so fand ich es gut, dass die Liebesgeschichte hier kaum Raum eingenommen hat, in solchen Zeiten bleibt meiner Meinung nach eigentlich nicht viel Zeit für die Liebe, so dass ich die Darstellung als sehr realistisch empfand. Dennoch fand ich es umso schöner, dass sie am Ende dann trotzdem noch mal kurz durch kam und das offensichtliche endlich mal zur Klarheit wurde. ;)

Schade fand ich hier, dass einige Nebencharaktere, durch die räumliche Trennung von Kira, an Platz weichen mussten und sie nur noch sehr kleine Auftritte hatten, andererseits kamen neue Charaktere hinzu die ich ebenfalls sehr liebgewonnen habe.
Dennoch hätte es mich insgesamt mehr erfreut wenn auch die verbliebenen Charaktere auf Long Island mehr präsent gewesen wären.

Kira entwickelt sich in diesem Teil doch recht ordentlich und auch Samm wird immer menschlicher und humaner von seiner Denkweise her. Schön finde ich wie die beiden sich gegenseitig immer Denkansätze geben und aufweisen, dass nicht alles was sie für richtig halten unbedingt richtig sein muss. So wird nicht nur das reine Denken der Partials als negativ dargestellt, sondern beide haben verschiedene Ansichten und nicht alle von denen sind falsch und vor allem liegen sie auch gar nicht mal soweit auseinander. Die beiden haben einfach ein gutes Zusammenspiel und auch wenn sie sich mal uneinig sind, die beiden respektieren und wissen den anderen sehr zu schätzen.

Das ist für mich auch so ein kleines Problem gewesen, dass die Lösung eigentlich gar nicht so schwer gewesen wäre wenn Partial und Mensch sich miteinander verbunden hätten anstatt sich zu bekriegen. Dass dieser offensichtliche Weg hier irgendwie keine Option darstellt fand ich einfach schade, habe aber immer noch die Hoffnung, dass es im dritten Teil immer mehr genau darauf hinausläuft. :)

Ein gelungener zweiter Teil der mir allerdings teilweise zu langgezogen erschien, dennoch bietet er eine spannend aufgebaute Geschichte, voller neuer Erkenntnisse und Wendungen. Ein zweiter Teil dessen Ende einem sehnsüchtig auf den dritten Teil warten lässt und für mich auch die kleineren Mängel wett machen konnte.