Rezension

Grandiose Unterhaltung

Das Nest - Cynthia D'Aprix Sweeney

Das Nest
von Cynthia D'Aprix Sweeney

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Debütroman, der von Anfang an überzeugen kann. Vier Geschwister treffen sich zu einem Gespräch in der Oyster Bar in New York, nachdem der älteste von ihnen, der egozentrische Leo, gerade aus der Entzugsklinik kommt. Es geht um das väterliche Familienerbe, auch liebevoll „Nest“ genannt und auf das alle fest zählen, aber welches ihre Mutter Leo zur Verfügung gestellt hat und nun gefährlich gegen 0 geschrumpft ist. Eine finanziell ruinöse Scheidung und ein unter Alkohol und Drogen verursachter Autounfall, da Leo von einer jungen Kellnerin abgelenkt war – dabei verlor das junge Mädchen ihren Fuß und um einen Skandal zu vermeiden, floss viel Geld – stellen sie vor unerwarteten Tatsachen. Nun hoffen die drei Geschwister, dass er eine Lösung parat hat und sie beruhigen kann, dass das Geld wieder in das Nest kommt, um zu Melodys 40. Geburtstag ausgezahlt zu werden.

Die Autorin hat es verstanden, in dieser Geschichte vier authentische Charaktere zu erschaffen, die in ihren Eigenheiten mit Kanten und Ecken so plausibel rüberkommen, das sich jeder Leo, Melody, Jack und Bea bestens vorstellen kann. Leo, einst gefeierter Start-upper in der Medienbranche und Lebemann, Melody, die Helikopter-Mama von pubertierenden Zwillingen, Jack, der schwule und mittlerweile verheiratete Antiquariat und Bea, die einst gefeierte Schriftstellerin. Auch die Dynamik untereinander ist realistisch und witzig, viele ausgefeilte Nebencharaktere reichern das Geschehen an ohne vom roten Faden abzulenken.

Ein sehr unterhaltsamer Roman über vier Geschwister, die ganz fest mit ihrem Anteil am Erbe gerechnet und dementsprechend über ihre Verhältnisse gelebt haben und nun mit leeren Händen dastehen, sich aber auch nach langer Zeit wieder näher kommen und dem wahren Leben stellen.