Rezension

Grandioser Abschluss der faszinierenden Familien-Saga

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung - Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

1958 kehrt Florentine, die jüngste Tochter der Thalheims, von ihrem Aufenthalt in Paris, zurück ins heimatliche Berlin. Sie muss sich entscheiden, wohin ihr Lebensweg sie führen soll. Nach einer Anstellung im Kaufhaus der Familie steht ihr nicht der Sinn. Denn von Kindesbeinen an, steht für Flori fest, dass sie ihre besondere Gabe, das Malen und Zeichnen, vertiefen und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten möchte. Die Erfahrungen und Eindrücke, die Flori in Paris sammeln konnte, haben diesen Wunsch untermauert. Deshalb ist es ihr großer Traum, an der Berliner Kunstakademie angenommen zu werden und damit allen zu beweisen, was wirklich in ihr steckt. Das fehlende Abitur ist nur die erste, scheinbar unüberwindbare Hürde, die sie auf diesem Weg nehmen muss. Doch manchmal muss man kämpfen, damit Träume Wirklichkeit werden können....

 

Nach "Die Schwestern vom Ku'damm - Jahre des Aufbaus" und  "Wunderbare Zeiten", ist "Tage der Hoffnung" der finale Band der 50er-Jahre-Trilogie von Brigitte Riebe. Im Zentrum der Reihe stehen die drei Thalheim-Schwestern. Im ersten Band lag der Fokus auf der ältesten Tochter Rike, im zweiten stand die mittlere Tochter Silvie im Mittelpunkt und in diesem Finalband dreht sich alles um Flori, die Nachzüglerin. Da die Autorin wichtige Hintergrundinformationen aus den vorherigen Teilen einfließen lässt, kann man der Handlung des Finalbands sicher auch dann folgen, wenn man noch kein Buch der Serie gelesen hat. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, da Brigitte Riebe wunderbar lebendige Charaktere erschaffen hat, deren Weiterentwicklung es, auch innerhalb der Familie, zu beobachten gilt. Es lohnt sich wirklich die Reihenfolge einzuhalten.

 

Dieses Mal steht Flori, die man in den vorherigen Teilen eher rebellisch, verwöhnt und egoistisch eingeschätzt hat, im Mittelpunkt. Der erneute Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, denn durch kurze Rückblicke, die harmonisch eingebettet sind, ist man gleich wieder mitten im Geschehen und freut sich über das Wiedersehen der liebgewonnenen Charaktere. Es ist beinahe so, als ob man selbst Teil der Familie wäre, da man sich sofort wieder heimisch fühlt. Nun hat man die Chance, Flori besser kennenzulernen und mehr darüber zu erfahren, was die junge Nachzüglerin bewegt, wie sie ihre Stellung in der Familie sieht und was wirklich in ihr steckt. Und die Person, die man dabei entdeckt, scheint ein völlig anderer Mensch zu sein, als die Flori, die man in den vorherigen Bänden beobachtet hat. Denn Flori ist eine sehr empathische junge Frau, mit der man sich identifizieren kann, sobald man hinter ihre Fassade schaut. Deshalb kann man sich ganz auf sie einlassen und beobachten, wie sie die Verwirklichung ihrer Träume in Angriff nimmt. Da das natürlich nicht leicht ist, hofft und bangt man mit ihr. Brigitte Riebe gelingt es wieder mühelos, sowohl Floris Schicksal, als auch die Ereignisse innerhalb der Familie, so glaubhaft und lebendig zu schildern, dass man alles um sich herum vergisst. Der damalige Zeitgeist schwebt dabei zwischen den Zeilen und historische Begebenheiten verknüpfen sich schlüssig mit dem Leben der Thalheims und nehmen darauf Einfluss. 

 

Aus den vorherigen Teilen ist ja bereits bekannt, dass es bei den Thalheims nie langweilig wird. Auch im Finalband hat das Schicksal für die Familie einiges vorgesehen. Dadurch kommt es zu einigen Wendungen und Überraschungen. Dabei gelingt der Autorin der Spagat, die Erfolge und Rückschläge intensiv zu vermitteln, ohne dabei ins Kitschige oder Unglaubwürdige abzudriften, ganz hervorragend. 

 

Ein grandioser Abschluss der faszinierenden Familien-Saga, der nur dadurch etwas getrübt wird, dass man nun von den liebgewonnenen Charakteren Abschied nehmen muss.