Rezension

Grandioser Abschluss der Weitseher-Trilogie!

Der Nachtmagier - Robin Hobb

Der Nachtmagier
von Robin Hobb

Bewertet mit 5 Sternen

~~Es ist vollbracht! Über 2500 Seite habe ich Fitz, den Bastard, begleitet - auf seiner oftmals vergeblichen Suche nach persönlichem Glück und selbstbestimmtem Leben, in seinem Ringen mit den magischen Kräfte, die ihm innewohnen, bei seinem Scheitern und seinen Erfolgen. Und ich kann sagen: Es hat sich gelohnt! Jetzt, wo dieses Buch an sein Ende gekommen ist, bin ich unglaublich wehmütig. Fitz und seine Gefährten sind mir sehr ans Herz gewachsen, ich trenne mich nur schwer von ihnen! So steht denn diese Rezension des 3. abschließenden Bandes auch für die beiden vorherigen, denn geade Band 2 und 3 sind eigentlich nicht unabghängig voneinander zu betrachten.

Was ich besonders mochte, war die erste Hälfte dieses dritten Teils. Fitz muss versuchen, wieder ins Leben zurückzufinden, sich von seinem Geschwistertier zu lösen und die schlimmen Erlebnisse der Vergangenheit verarbeiten. Hier findet eine richtig gute Charakterstudie statt, selten habe ich so etwas in der Fantasy-Literatur gelesen (sowas können auch nur wenige Autoren!). Vor allem eins lässt sich Fitz ans Leben krallen: Rachedurst. Diese starke Emotion wird authentisch hergeleitet und umgesetzt, ganz und gar nicht platt und nur als Mittel, um den Charakter von einer Action in die nächste zu stürzen. Robin Hobb nimmt sich viel Zeit, Fitz reifen zu lassen, die Beziehung zu Nachtauge, seinem Wolf, zu intensivieren und die beiden den gewählten Weg gehen zu lassen. Ganz hervorragend, ich habe mich die ersten 20 Stunden des Hörbuchs keine Sekunde gelangweilt!

Leider ändert sich das in der zweiten Hälfte, auf dem langen Weg in die Berge auf der Suche nach Veritas. Hier schafft es die Autorin nicht, den Spannungsbogen zu halten. Leider wiederholt sich Fitz in seinen Gedankengängen auch des Öfteren - irgendwann weiß man halt, dass er sich Sorgen um Molly und sein Kind macht! Fast hätte diese part den 5. Stern gekostet.

Insgesamt führt dieser 3. Teil aber konsequent die Saga weiter, da lässt sich Hobb keinen Moment beirren. Düsterer und melancholischer kommt er daher als die ersten beiden Teile, aber dies ist nur folgerichtig. Auch Fitz' Schicksal am Ende fügt sich darin wunderbar ein.

Die Auflösung des Ganzen gerät dann in den letzten drei Kapiteln etwas atemlos und schnell. Für mich passt es zwar, und auch alle Fragen um die Entfremdung, die Uralten und Edel werden geklärt. Doch da hätte ich mit etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht - die Reise in die Berge hätte gestrafft werden können.

Ganz zum Schluss noch ein Riesenlob an den Sprecher, Matthias Lühn! Mit kleinsten Nuancen verleiht er den unterschiedlichsten Figuren Stimme und Leben. So wird Lesen zum Erlebnis!

Fazit:

Wer auf High Fantasy steht und der Meinung ist, dass Geschichten und Figuren Zeit und Raum benötigen, sich zu entwickeln, der liegt mit Robin Hobbs Weitseher-Trilogie goldrichtig! Selten sind mir Figuren wie Fitz und seine Gefährten so ans Herz gewachsen. Man könnte meinen, sie hätten tatsächlich irgendwann gelebt! Man sollte aber durchaus auch Scheitern und Leiden der Figuren abkönnen. Billige Action, ständige Wendungen oder sonstiger oberflächlicher Kram fehlen hier zum Glück völlig.

5 von 5 Sternen (gilt sowohl für diesem 3. Band als auch für die gesamte Trilogie)