Rezension

Grandioser Kriminalroman mit gut aufeinander abgestimmten Ermittlern und einem monströsen Fall

Der Bruder
von Christine Brand

Bewertet mit 5 Sternen

Mit diesem extrem spannenden und atmosphärisch dichten Kriminalroman schickt die Autorin Christine Brand ihren Ermittler Sandro Bandini, Chef der Abteilung Leib und Leben bei der Berner Polizei, und seine Freundin, die Journalistin Milla Nova, in ihren bereits dritten Fall und konnte mich dabei gleich auf ganzer Linie überzeugen. Mein erstes Buch der Autorin wird mit Sicherheit nicht mein letztes bleiben.

Obwohl hier einige Erzählfäden aus den ersten beiden Bänden der Reihe weitergeführt werden, braucht man grundsätzlich keine Vorkenntnisse, um das Buch lesen zu können. Alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren in Gänze nachvollziehen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. 

Irena Jundt, die Rechtsmedizinerin der Berner Polizei, kehrt nach dem Tod ihres Vaters zum ersten Mal seit Jahren in das abgelegene Bergdorf ihrer Kindheit zurück. Dabei werden einige alte und schlecht verheilte Narben wieder aufgerissen, denn hier verschwand vor knapp 30 Jahren ihr Bruder Beni. Zwar wurde ein brutaler Kindermörder für den Mord an Beni verurteilt, seine Leiche ist aber dennoch bislang nicht gefunden worden. Und Irena stößt nun im Nachlass ihres Vaters auf Hinweise, die doch starke Zweifel an der damaligen Version aufwerfen. Zeitgleich wird in Bern ein kleiner Junge als vermisst gemeldet. Sandro und sein Team beginnen mit Hochdruck zu ermitteln und auch Milla schaltet sich mit ihren ganz eigenen Methoden in den Fall ein. Noch ahnt niemand, dass dies nur die Spitze eines riesigen Eisberges ist und die Ermittlungen noch ziemlich große Kreise ziehen werden, die weit in die Vergangenheit reichen. 

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt, treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und steuert sie dabei konsequent auf einen furiosen Showdown mit einer monströsen Auflösung zu. Dabei beleuchtet sie das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass sich das erschreckende Gesamtbild erst nach und nach zusammensetzt. Neben den hervorragend aufeinander abgestimmten Ermittlern spielen dabei vor allem der blinde Nathaniel und sein Patenkind Silas tragende Rollen und sorgen vor allem auch immer wieder für kleinere Auflockerungen im ansonsten doch ziemlich düsteren Gesamtgeschehen. Aber auch die übrigen Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt.

Wer auf packende Kriminalromane mit starken Figuren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf den nächsten Band der Reihe bin ich schon mehr als gespannt, bis dahin gilt es aber erst einmal, meine Wissenslücken aus Band 1 und 2 zu schließen.