Rezension

Grandioser und packender Polit-Thriller von erschreckender Aktualität

Im Jahr der Finsternis - I. L. Callis

Im Jahr der Finsternis
von I. L. Callis

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mit diesem Buch legt die Autorin I.L. Callis einen grandiosen und hochaktuellen Polit-Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.
Vor dem Hintergrund der Wahlen zum Europaparlament im Mai diesen Jahres entwirft sie ein erschreckendes Szenario, das die Themen Rechtspopulismus und Demokratiefeindlichkeit aufgreift und in Form einer packenden Geschichte hervorragend transportiert.

Der Berliner Anwalt Viktor Hellberg reist mit seiner Tochter Marie nach Wien, um dort den Nachlass seiner kürzlich verstorbenen Mutter zu regeln. Als Marie entführt wird und die Entführer für ihre Freilassung die Übergabe von Dokumenten aus diesem Nachlass fordern, beginnt für Viktor ein Alptraum, der ihn auf die Spur einer Verschwörung bringt, bei der nicht nur Maries Leben, sondern auch Europas Zukunft auf dem Spiel steht.
Zeitgleich wird der Auftragskiller Cayetano nach Europa geschickt, um dort einen spektakulären Anschlag zu verüben, der der Organisation im Hintergrund der Verschwörern zur Erfüllung ihres perfiden Planes verhelfen soll.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran, nimmt sich dabei aber auch ausreichend Zeit und Raum, ihre Figuren sorgfältig zu charakterisieren. Diese Protagonisten sind durchgehend vielschichtig angelegt und im Laufe der Geschichte immer wieder für die eine oder andere faustdicke Überraschung gut.
Echte Sympathieträger sucht man hier allerdings zu Beginn, wenn man einmal von Marie absieht, doch eher vergebens. Auch die Hauptfigur Viktor Hellberg kommt am Anfang ziemlich kalt und unnahbar rüber, durchläuft dann aber im Laufe der Geschichte eine ziemliche Wandlung.
Aber auch Cayetano ist alles andere als ein eindimensionaler Bösewicht, sondern zeigt erstaunliche Facetten, die ihn immer wieder in einem anderen Licht dastehen lassen. Sein ständiger Konflikt zwischen seinem Glauben und seinem Auftrag kommt hier zudem absolut überzeugend rüber.
Der Schauplatz Wien mit seinen bereits aus dem Film "Der 3. Mann" bekannten Katakomben und Gängen unterhalb der Stadt, spielt in dieser Geschichte ebenfalls eine große Rolle, die weit über den einer reinen stimmungsvollen Kulisse hinausgeht.

Wer auf spannende und hochaktuelle Polit-Thriller mit finsteren Verschwörungen und skrupellosen Hintermännern steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.