Rezension

Grandioser zweiter Band!

GOLDEN SON - Pierce Brown

GOLDEN SON
von Pierce Brown

Die Story: Der Mars in der Zukunft. Geformt von den niederen Roten, die ein Leben voller Entbehrungen führen, in dem Glauben es für die restliche Menschheit zu tun. Bis der Mutigste unter ihnen sich nach Jahren der Versklavung aufmacht, seine Unterdrücker zu stürzen.

Auf den Punkt gebracht: Großartig, wenn auch nichts für schwache Nerven!

In mehr Worten:
Die ersten hundert Seiten führen genau das fort, was Red Rising begonnen hat. Pierce Brown wirft den Leser in eine handlungsreiche Geschichte, in der es nur wenige Verschnaufpausen gibt. Ich war nach den ersten hundert Seiten schon so verzweifelt und hatte bereits um so viele Existenzen gebangt, dass ich mich frage, wie meine Nerven das Lesen ausgehalten haben.:) Aber genau das liebe ich an dieser Reihe. Sie ist handlungsgetrieben, ziemlich schonungslos und konsequent. Macht euch also von Beginn an auf so einiges gefasst!

„Once upon a time, a man came from the sky and killed my wife.“

Hauptcharakter Darrow ist zurück und eröffnet den Folgeband zu Red Rising mit diesem Satz, der seine Motivation undercover unter den Goldenen zu leben, auf den Punkt bringt.
Viel ist geschehen seit Nero au Augustus Darrows Frau Eo ermordete und er sich ihrem Traum von Gleichberechtigung verschrieb. Darrow ist nun ein gefeierter Goldener, der sich hervorgetan hat.
Doch die Gunst der Goldenen ist wankelmütig, ihre Gesellschaft erbaut auf Lügen, Betrug und Gier und so wird er zum Spielball dieser gottgleichen Wesen und weiß nicht immer, wer Freund oder Feind ist.

Wer Red Rising gelesen hat, weiß, dass Pierce Brown nicht gerade zimperlich mit Darrow umgeht. Er muss die ausweglosesten Situationen durchstehen, ständig auf der Hut sein und sich selbst und somit Eos Traum nicht selten vor die Sicherheit seiner Freunde stellen.

„All I am, I put in this moment. My life in the mines, the hours suffering with Harmony, the horrors at the Institute. All the love I’ve earned and lost and still wish to live for, I let burn in me.“

In Golden Son geht diese Entwicklung konsequent weiter und wird sogar noch verschärft. Schließt also nicht allzu viele der Charaktere ins Herz, denn es könnte sein, dass euer Liebling beim Zuklappen des Buches das Zeitliche gesegnet hat. Niemand, wirklich niemand, ist hier sicher. Zeitweise habe ich schon so manch anderen Autor vermisst, der es nicht übers Herz bringt, auch nur einen Charakter ins Jenseits zu befördern, egal, wie sehr die Glaubwürdigkeit der Geschichte darunter leiden mag (obwohl ich ja sehr traurig war, als Irina – der wichtigste Charakter ever – in Breaking Dawn ins Gras biss). Bei Pierce Brown werdet ihr diese Gnade vergebens suchen. Sie ist non-existent! Hier muss man schon einiges abkönnen, denn zimperlich wird kein Charakter, Darrow eingeschlossen, behandelt.

Verrat, List und Intrige sind wichtige Themen des Buches. Denn Darrow muss lernen, zumindest einigen der Goldenen zu vertrauen, denn allein wird er es nicht schaffen, die Gesellschaft umzustürzen. Die Frage ist nur, wem kann er trauen, wenn eigentlich jeder der Feind ist?
Auch als Leser kann man das irgendwann nicht mehr sagen, ich klebte also förmlich an den Seiten, um Darrows nächste Schritte mitzuerleben. Mit wem verbündet er sich, wen lässt er lieber hinter sich? Wer treibt ein falsches Spiel und wer steht loyal zu ihm? Fragen über Fragen und das alles vor dem Hintergrund des Mars und anderen Planeten, die in diesem Band als Setting sehr viel besser genutzt werden und die Einzigartigkeit der Geschichte nochmals untermauern.

In Golden Son gibt es wirklich einige immense Überraschungen, die das Buch unglaublich spannend machen. Generell ist es ebenso wie Red Rising wenig vorhersehbar. Es gab nur zwei Dinge, die ich erahnen konnte, was bei den etlichen Verwicklungen und Geheimnissen zeigt, auf welch hohem Niveau und mit wie viel Bedacht Pierce Brown diese Geschichte Stück für Stück entfaltet. Daneben finde ich es bemerkenswert, wie er es schafft, diesen wirklich großen Cast facettenreich zu gestalten. Er verleiht allen verschiedene Schattierungen. Niemand ist ganz gut, niemand ganz böse (außer vielleicht ein Charakter, aber das liegt auch in der eigenen Interpretation).

Das einzig wirklich Negative, das ich an dem Buch finden konnte, war tatsächlich nur eines: irgendwann war es vorbei. Und ein gemeineres Ende kann man kaum schreiben – denke ich zumindest solange, bis ich endlich Morning Star gelesen habe.

Fazit:
Golden Son krankt definitiv nicht am schwächelnder-zweiter-Band-Syndrom, sondern ist noch spannender, noch schonungsloser und berührender als sein Vorgänger Red Rising. Ich konnte das Buch einfach nicht aus den Händen legen und war geschockt und auch ein bisschen wütend, als es dann zu Ende war, weil es mich so mitgerissen hat.