Rezension

Grandioses Zeitkolorit New York 1845

Der Teufel von New York - Lyndsay Faye

Der Teufel von New York
von Lyndsay Faye

Bewertet mit 4 Sternen

Der Barmann Tim Wilde verliert aufgrund eines Großbrands seine Wohnung, sein Erspartes und seine Arbeitsstelle. Sein älterer Bruder Val ist aktiv bei den Demokraten und ein Gauner durch und durch. Er verhilft ihm zu einer neuen Stelle und Tim wird Mitglied der eben erstmals von den Demokraten neu gegründeten Polizei. Diese ist dringend vonnöten, da die Kriminalität in New York rasant zunimmt. Ziemlich schnell wird Tim mit der Ermittlung eines mutmaßlichen Serienkillerfalls betraut.

Die größte Faszination dieses Kriminalromans übt die Kulisse aus. Die Autorin schafft es mit einer sehr detaillierten und genauen Recherchearbeit ein überzeugendes Bild von New York im Jahre 1845 zu zeichnen. Brillant und sehr faszinierend.
Jedem Kapitel wird ein kleiner Zeitungsausschnitt oder Kommentar aus der damaligen Zeit vorangestellt. Sehr gut dargestellt wurde das Aufeinanderprallen der protestantischen (amerikanischen) und katholischen (irischen) Überzeugungen. Die daraus resultierende politisch sehr aufgeheizte Stimmung wurde sehr fühlbar für mich als Leser.
Ebenfalls sehr anschaulich wurden die meist sehr elenden Lebenswelten der Emigranten, der Minderheiten, der Ganoven, der Zeitungsjungen und der zwangsprostituierten Kinder beschrieben. Herausragend auch hierbei - die Autorin verwendete hier und da in den Dialogen die damalige Gaunersprache „Flash“, wozu es im Anhang ein Glossar gibt.

Die Entwicklung des Kriminalfalls empfand ich als spannend, zudem den Leser überraschende Wendungen erwarten.

Auch werden Einblicke in das Privatleben von Tim gewährt, so wird die recht ambivalente Bruderbeziehung des öfteren beleuchtet sowie seine unerfüllte Liebe.

Ein Manko hatte der Roman jedoch und dies störte mich hin und wieder im gesamten Verlauf. Für mein Empfinden schaffte es die Autorin nicht, ihren Hauptprotagonisten glaubhaft männlich darzustellen. Der Leser erfährt alles aus der Ich- Perspektive von Tim und hier wurde mir immer mal wieder bewusst, dass eine Frau das Werk geschrieben hat. Schade.

Fazit: Ein fesselnder Krimi, der mit einer hohen Detailkenntnis der gesellschaftlichen Situation in New York 1845 überzeugt und fasziniert. Ich konnte das Buch kaum weglegen. Klare Leseempfehlung.