Rezension

Grausame Machtspiele

Borgia
von Klabund

Bewertet mit 4 Sternen

Rodrigo Borgia tat alles, um seine Macht und seinen Einfluss in der Kirche zu mehren. Er riss hohe Kirchenämter an sich, besetzte Schlüsselpositionen mit Verwandten und Bastarden, bis er als Papst Alexander VI. schließlich zum Stellvertreter Gottes auf Erden wurde und seine Schreckensherrschaft allumfassend wurde. Keine Sünde, die er nicht beging – uns seine Kinder Cesare und Lukrezia waren für ihn gleichermaßen Schachfiguren und Partner.

Ein erschütterndes, historisches Gemälde einer düsteren und doch faszinierenden Zeit. In Form eines sachlichen, emotionslosen Berichtes wird man von den gnadenlosen Intrigen und kaltblütigen Schachzügen dieser legendären Familie gefesselt. Der Ton des Romans ist gewöhnungsbedürftig. Schwankend zwischen sachlichem Bericht, übergangsloser allegorischer Theaterszenen, die tiefer blicken lassen als hundert Seiten ausufernder Ausschmückungen es je könnten, und mythologischer Überspitzung brennt sich die ganze Grausamkeit aber auch bis heute anhaltende Faszination der schauerlichen Ereignisse bis hin zu bitterbösem Humor in das Bewusstsein des Lesers und klingt dort noch lange nach.

Auf nur wenigen Seiten hat Klabund es geschafft eine fesselnde, erschütternde und informative Geschichte zu erschaffen, die die perfekte Illusion eines unvoreingenommenen Berichterstatters erschafft.

Nicht aus der Hand zu legen!