Rezension

Grausames Szenario!

Die Stadt der Blinden - Jose Saramago

Die Stadt der Blinden
von Jose Saramago

Bewertet mit 4 Sternen

Das Szenario, das in diesem Roman beschrieben wird, ist unvorstellbar. Man möchte nicht in der Haut der Protagonisten stecken. Wenn man mich fragt, wovor ich am meisten Angst habe, zählt "Zu erblinden." sicherlich zu einer Antwort, die mir als erstes einfallen würde.

Auch die Regierung des Landes scheint sich vor Blindheit zu fürchten, denn kurzerhand werden die Erblindeten in ein einer ehemaligen Irrenanstalt von der Außenwelt isoliert. Doch die Regierung kann nicht Herr der Lage werden und schnell entwickeln sich Lebensbedingungen, die nicht mehr als menschlich zu bezeichnen sind.

Nur die Frau des Arztes, die von der Blindheit verschont wurde und diese nur vortäuscht, um nicht von ihrem Mann getrennt zu werden, versucht zu Beginn, das Leben in der Anstalt in geordneten Bahnen verlaufen zu lassen. Aber dann muss auch sie erkennen, wie schnell die Menschen zu Tieren werden, sich von ihren Instinkten leiten lassen und sich nur noch selbst der Nächste sind.

Während ich das Buch gelesen habe, musste ich immer wieder kurz innehalten und das Buch zuklappen. Zu erschreckend und abstoßend ist, was ich lesen muss. Und doch zieht mich das Buch magisch an, lässt meine Augen nicht los, fesselt mich.

Besonders ist auch der Schreibstil des Autors, denn er verwendet im Rahmen der wörtlichen Rede keine Satzzeichen, Anführungsstriche oder ähnliches. Nahtlos reihen sich die Wörter aneinander. Glücklicherweise ist es mir recht gut gelungen, mit diesem Stil zurecht zu kommen. Ich konnte immer unterscheiden, wer was sagt. Ebenso erstaunlich ist, dass der Autor völlig ohne Namen oder umfassende Charakterisierungen der Personen auskommt und man trotzdem immer ganz genau weiß, von wem er spricht und man kann sich auch trotzdem ein Bild von den jeweiligen Personen machen.

Das der Autor letztendlich nicht beschreibt, warum alle Menschen auf einmal erblindet sind, finde ich eigentlich gar nicht so wichtig. Dem Autor kam es darauf sowieso nicht an, Sinn des Buches ist es meiner Meinung nach eigentlich nur, darzustellen, wie schnell Menschen ihr soziales Verhalten ablegen können und selbst zum Tier werden, wenn es um ihr eigenes Überleben geht.

Das Ende wiederum fand ich relativ unbefriedigend, aber an dieser Stelle soll nicht zu viel verraten werden.

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich mir den Film anschauen würde. Dafür fand ich einige Szenen in dem Buch schon beim Lesen abstoßend und ekelerregend genug. Eine filmische Umsetzng dessen muss ich nicht unbedingt sehen.