Rezension

Grell und wirr

Grell und Süß - Adam Thirlwell

Grell und Süß
von Adam Thirlwell

Als „die coolste, wildeste, eindrucksvollste junge Stimme Großbritanniens“ wird er angekündigt. Ich möchte hinzufügen: vielleicht auch als eine der am anstrengendsten. Adam Thirlwell ist zwar ein noch junger Autor, aber kein Schreibanfänger mehr. Und „Grell und süß“  ist immerhin bereits sein fünfter (?) Roman.

Worum geht es?

Ein arbeitsloser junger Mann, von seiner Ehefrau Candy „Toto“ genannt, lebt mit ihr im Hause seiner  vermögenden, mehr als toleranten Eltern. Der selbst ernannte „Dauphin“ sieht sich selbst als Mittelpunkt des Lebens und wird darin auch von seinen Eltern und seiner Ehefrau bestärkt. Er verfolgt „das Ideal einer umfassenderen Daseinsform“ , was er, zunehmend rücksichtsloser, in unterschiedliche Aktionen umsetzt.

Seine Suche nach „Selbstverwirklichung“ beginnt mit der Beziehung zu einer fremden Frau, setzen sich dann in Orgien fort und enden schließlich in blutigen kriminellen Handlungen, wobei Narkotika und Drogen diverser Arten eine große Rolle spielen. Jede Handlung, jede Situation wird gedanklich zerlegt; jeder Gedanke wiederum analysiert. Der Autor mag es oft ironisch meinen, wenn er den „Dauphin“ seine Überlegungen drehen und wenden lässt, damit dieser seine Aktionen rechtfertigen kann  -  dennoch: diesen pseudo-philosophischen Ideen zu folgen, strapaziert deutlich die Geduld des Lesers. 

Wer die 447 Seiten dieses Buches durchhält, kann schließlich feststellen, ob der „Dauphin“ tatsächlich zu der von ihm angestrebten Selbstverwirklichung findet.

Ich habe mich bis zum Ende des (postmodernen?) Romans mit seinen  -  auf mich oft pubertär wirkenden  -  Gedankenver(w)irrungen durchgearbeitet, aber einen echten Zugang zu ihm konnte ich leider nicht finden.