Rezension

Griechische Mythologie to go

Mythen der Antike: Daedalus und Ikarus (Graphic Novel) - Luc Ferry, Clotilde Bruneau

Mythen der Antike: Daedalus und Ikarus (Graphic Novel)
von Luc Ferry Clotilde Bruneau

Meine Meinung

Die griechische Mythologie hat mit all ihren Sagen und Epen um machthungrige Götter, fiese Bestien und spannende (Super)Helden einiges zu bieten. Bisher habe ich mich jedoch noch nicht wirklich an eine Auseinandersetzung mit diesem gewaltigen literarischen Stoff gewagt, umso gelegener kommt mir daher eine neue Comic-Reihe des Splitter Verlages, die sich unter dem Motto »Mythen der Antike« den sagenumwobenen Legenden der griechischen Mythologie widmet.

Im ersten abgeschlossenen Band der Reihe wird die legendäre Geschichte von »Daedalus & Ikarus« unter der Direktion des ehemaligen französischen Bildungsministers Luc Ferry in Zusammenarbeit mit Clotilde Bruneau neu adaptiert. Die beiden Autoren orientierten sich dabei stark an den Originaltexten, auf die in einem achtseitigen Extrateil im Anschluss an den Comic eingegangen wird. Diese Hintergrundinformationen im Zusammenspiel mit der komprimierten Comic-Erzählung ergeben ein gelungenes Album für den Einstieg in die Mythologie.

Besonders gut gefallen hat mir die zweiseitige Illustration des Vorsatzpapiers, die einem direkt nach dem Aufschlagen ins Auge springt, denn diese zeigt gleich zwölf Götter des Olymps sowie Hades, den Gott der Unterwelt und Dionysos, den Gott des Weines und der Fruchtbarkeit, der trotz seiner menschlichen Mutter schließlich als Gottheit im Olymp aufgenommen wurde.

In der fast schon fabelhaft anmutenden Geschichte des selbstbewussten und überheblichen Erfinders Daedalus, der von Athen verstoßen sein Exil-Leben gemeinsam mit seinem Sohn Ikarus in Kreta führen darf und geblendet von seinem eigenen Genie die größten Erfindungen leisten zu können, Verrat an Minos begeht. Dabei spielt auch der König selbst eine große Rolle, denn durch seinen Betrug am Meeresgott Poseidon kommt die ganze Geschichte überhaupt erst ins Rollen. Diese mythologische Geschichte hält vom Ränke schmieden über Krieg, Liebe, die mystische Figur des monströsen Minotaurus und den kreativen Ideen des Daedalus eine fesselnde Mischung für die Leser*innen bereit.

Der mitreißenden Storyline wird hervorragend durch die detailverliebten Illustrationen der italienischen Künstlerin Giulia Pellegrini und den kräftigen Farben von Chiara Zeppegno Leben eingehaucht. Es ist ein wahres Fest in die Feinheiten und Nuancen der Zeichnung der Gesichtsausdrücke einzutauchen und die Palette der dargebotenen Emotionen auf sich wirken zu lassen.

Gefangenschaft bis zum Ende, das ist zumindest der Plan von Kretas König Minos, der nicht über den zweifachen Verrat des erfinderischen Daedalus hinwegsehen kann und für ein besonders hartes Urteil auch gleich noch Daedalus unschuldigen Sohn Ikarus mitbestraft. Doch Minos hat seine Rechnung ohne das starke Naturell des genialen Schöpfers gemacht, der sich auch von dieser schier aussichtslosen Situation nicht unterkriegen lässt.

Der Panelführung lässt sich kinderleicht folgen und da es sich bei dieser Geschichte um einen abgeschlossenen Band handelt, kann ich »Daedalus & Ikarus« guten Gewissens auch Comic Neulingen weiterempfehlen.

Weitere Bände aus der Reihe »Mythen der Antike« sind mit Erscheinungsterminen für Januar 2020 »Die Ilias« und im März 2020 »Jason und das Goldene Vlies« geplant. Die Originalreihe, für die 30 Titel eingeplant sind, trägt im französischen den Titel »La Sagesse des mythes« und nahm bereits im Jahre 2016 ihren Lauf.

Fazit

In wunderbaren und eindrucksvollen Bildern aufbereitet, lässt sich die Geschichte des Erfinders Daedalus hervorragend konsumieren und eignet sich wunderbar für eine unterhaltsame Lesezeit. Griechische Mythologie to go im Comicformat!