Rezension

Groschenroman der 30er

Freundliche junge Damen -

Freundliche junge Damen
von Mary Renault

Bewertet mit 3 Sternen

„Wonach sich Elsie am meisten sehnte: ein Sich-in-Luft-Auflösen aller Probleme, aller Physischen und psychischen Belastungen. Hoffentlich blieb sie noch lange krank.“

England in den 1930ern. Elsie ist siebzehn und lebt in einem kleinen Küstenort bei ihren Eltern. Ihre Welt ist klein und beschaulich. Ihre Hauptbeschäftigung besteht darin, ihren sich ständig streitenden Eltern auszuweichen. Sie leidet unter den Konflikten, sieht sich selbst als scheiternde Schlichterin und wird all zu häufig gezwungen Partei zu ergreifen.

Als ein eitler, junger Arzt ins Dorf kommt und Elsie ungefragt seine Interpretation ihres Lebens aufdrängt, verliebt sie sich in ihn. Um ihm zu gefallen und weiterhin seine Aufmerksamkeit zu bekommen, folgt sie seinem Drängen, ihre Schwester in London aufzusuchen.

Die Schwester Leo ist schon vor vielen Jahren aus dem belastenden Elternhaus geflohen und lebt nun ihr Leben mit einer Frau an ihrer Seite auf einem Hausboot.

So spannend die Geschichte klingt - vor allem vor dem Hintergrund des Erscheinungsdatums - und so gut auch die Konflikte und Emotionen der Figuren gezeichnet werden, bin ich leider mit diesem Roman nicht warm geworden. Die Geschichte ist zu lang und zu seicht. Die Konflikte schwelen nur, die Figuren sind letzten Endes überzeichnet und dadurch flach. So war es dann doch eher die Lektüre eines zu lang geratenen Groschenromans als eine spannende Wiederentdeckung.