Rezension

Grossartig

Die Vigilanten
von Giuseppe Alfé

Beim ersten Buch dieser unsagbar interessanten und aussergewöhnlichen Science-Fiction-Reihe habe ich beim Cover unter anderem die Auflösung bemängelt. In dieses Buch habe ich mich jedoch (nicht nur) aufgrund des Covers verliebt. Einzig die Schriftart hätte mir ein wenig dünner daher kommen können. Doch das Bild ist nicht nur schön, sondern passt auch zur Geschichte wie die Faust aufs Auge und gibt die Stimmung des Buches ausserordentlich präzise wider. Einzig beim Innenleben brauchte ich eine kleine Angewöhnungszeit: Denn vor allem im Vergleich zum letzten Band ist die Schrift sehr gross, jedoch mit einem kleinen Zeilenabstand versehen, was zu Beginn doch ein wenig anstrengend zu lesen war, doch dies konnte sich glücklicherweise schnell legen.

Zum Schreibstil brauche ich nicht viel zu ergänzen. Denn wie schon bei "Solijon" war ich hin und weg. Die unglaublich bildliche und flüssige Sprache war wie schon bekannt, komplex und einfach grossartig. Was ich jedoch schade fand, war die Tatsache, dass nicht mehr so viele Erklärungen zu gewissen Fahrzeugen und der Hintergrundgeschichte vorkamen wie bisher. Dies lässt sich einerseits logisch erklären, da uns das Meiste schon bekannt war, doch mir haben diese ausschweifenden erklärenden Beiträge schon ein wenig gefehlt. Auch war die Lektorenarbeit hier nicht ganz so toll. So kamen mir beim Lesen öfters spannende Wortkreationen wie ein "Schweinwerfer" vor, oder es fehlten einfach mal ein "von" oder ähnliches, doch das liess sich leicht überlesen und war auch unterhaltsamer als störend.

Womit der Autor ohne Ende punkten kann, ist der Inhalt. Zugleich grausam und fröhlich wird eine Spannung gehalten, welche das Buch unweigerlich in den Händen des Lesers ruhen lässt. Abschweifungen lockerten die doch belastenden Handlungsstränge auf und so kamen lockere "Zwischenzeiten" auf dem Raumschiff und Unterhaltungen der Crew immer zum richtigen Zeitpunkt. Dies nahm der Geschichte an sich jedoch keineswegs die Fahrt, sondern machte sie umso wertvoller. Auch gefielen mir besonders die thematisierten Themen, welche das Buch jedoch nicht gleich in ein philosophisches verwandelten - der Schwerpunkt ist das Abenteuer -  jeodoch zum denken und hinterfragen anreten, wie beispielsweise das Thema "Maschine und oder versus Mensch".

Durch den grossen Handlungsfokus, welcher nicht nur erfüllt, sondern übertroffen wurde, blieben jedoch die Charaktere ein wenig auf der Strecke. Bei den meisten liess eine Entwicklung auf sich warten und sie wurden über längere Zeit fallengelassen und kamen dann später teils aus der Luft gegriffen in die Geschichte zurück, sodass diese doch nicht umsonst mal erwähnt wurden. Beziehungen zwischen gewissen Personen, welche im ersten Teil immer mehr an Bedeutung gewonnen haben, wurden kalt gelassen und schienen gar nicht mehr zu existieren, doch selbstverständlich geschahen auch im Bezug auf die Charaktere grossartige Dinge. Man liebt die Charaktere weiterhin und besonders Floyd hat hier sine grosse Stunde. Sein Humor macht die Stimmung und das Zusammenleben der Charaktere zu der perfekten Mischung und lässt die Geschichte "würzig" werden. Die ganze Konstellation harmoniert einfach und mit einem weiteren Fokus, diesmal auf den Hones, wird dem Buch so viel Wertvolles verleiht, dass ich es nicht abwarten kann, den nächsten Teil zur Hand zu nehmen.