Rezension

Großartig, ohne Abstriche!

Achtsam morden - Karsten Dusse

Achtsam morden
von Karsten Dusse

Zum Inhalt:
Der Anwalt an Björn Diemel muss an vielen Fronten kämpfen: Die Kanzlei, in der er arbeitet, befördert ihn 1. nicht, weil er 2. den cholerischen, Björn in die Ecke treibenden Gangsterboss Dragan betreut, der 3. von Björns misstrauischen Freund bei der Polizei akut eines Mordes verdächtigt wird. Zu allem Überfluss ist seine Frau dermaßen genervt von der Situation, dass sie nicht nur 4. schlechteste Ehelaune verbreitet, sondern zusätzlich 5. einen Umzug mit der gemeinsamen Tochter Emily androht. Die einzige Chance, diesem gesammelten Stress zu entkommen, scheint in einem Achtsamkeitsseminar zu liegen. Dieses absolviert Björn und das so erfolgreich, dass er seine Probleme allesamt löst. Blutig, aber achtsam!

Mein Eindruck:
Selten bin ich mit Jan Böhmermann auf einer Wellenlänge, was Humor anbetrifft. Aber seine Meinung, die im Klappentext zitiert wird, kann ich vorbehaltlos unterschreiben. Wenn Monty Python ein Buch geschrieben hätte, wäre es wohl ähnlich dem von Karsten Dusse geraten: Tiefschwarzer Humor, politisch inkorrekt bis ins Mark, weder Kinder noch Ausländer oder Frauen werden verschont, Polizisten sind korrupt, die Anwaltschaft bigott, die Umwelt wird auf Kosten von Kinderarbeit und einem CO2-Abdruck, der Goliath zur Ehre gereicht, nur pseudomäßig von modernen Gutmenschen gerettet.
Dusse schreibt nicht nur bildhaft, sondern so flüssig, dass man sich in einem Strom von gut gesetzter Achtsamkeit verlieren könnte, während man tief ein- und ausatmet. Überhaupt die Bilder: Kriminelle Großkaliber, die ihr Meeting auf Kindergartenstühlchen abhalten und über Fischstäbchen und Buchstabensuppe sinnieren, - auf diese Idee muss man erst einmal kommen und sie ist nicht die einzige, die zu spontanem Gelächter auf der Couch veranlassen lässt. Selbst blutrünstige Szenen werden durch die perfekte Absurdität der Ereignisse abgemildert. Dusses kurze Kapitel (immer mit einer Achtsamkeits-Übung als Einleitung) laden dabei immer zu einem Weiterlesen ein. Wirklich „gute“ Menschen gibt es in diesem Buch zwar nicht, trotzdem kristallisiert sich sehr schnell für die Leser heraus, wem man ein Happy-End wünscht und wem eben nicht, - Kollateralschäden gerne inbegriffen.

Mein Fazit:
Ein Highlight am Krimihimmel!