Rezension

Großartige, fesselnde Fortsetzung der Reihe

Gut Greifenau - Goldsturm - Hanna Caspian

Gut Greifenau - Goldsturm
von Hanna Caspian

Bewertet mit 5 Sternen

Mit „Goldsturm“ legt Hanna Caspian den 4. Band ihrer Reihe um das fiktive Gut Greifenau in Pommern vor.
Das Buch deckt den Zeitraum von Oktober 1919 bis September 1923 ab und erzählt damit die Zeit nach dem Kaisersturz in der ersten deutschen Republik mit allen Höhen und Tiefen der Nachkriegszeit.

Es war schön nach Pommern, Berlin und auf Gut Greifenau zurückzukehren und all die bekannten Figuren aus den ersten drei Bänden wieder zu erleben.
Konstantin von Auwitz-Aarhayn hat von seinem verstorbenen Vater den Grafentitel geerbt und ist Gutsherr, auch wenn der Adelstitel keine Bedeutung mehr hat. Seine Rebecca, die ehemalige Dorflehrerin, hat er geheiratet und sie ist damit die Gutsherrin und wächst noch mit ihrer neuen Aufgabe.
Was dem Glück noch fehlt ist ein Erbe.

Katharina hat ihren Julius geheiratet und lebt mit der Industriellenfamilie Urban im Luxus. Doch ihren Traum, Medizin zu studieren und Kinderärztin zu werden, konnte sie sich trotzdem noch nicht erfüllen. Stattdessen haben ihre Schwiegereltern gewisse Erwartungen an sie.

Auch von den Bediensteten sind noch einige auf Gut Greifenau. Albert, der ehemalige Kutscher, ist jetzt Gutsleiter und mit seiner Ida verheiratet. Eugen und Wiebke sind noch in der Flirtphase und auch die Mamsell Ottilie, die Kochin Bertha und einige andere halten Greifenau die Treue.

Mit den Herrschaften und auch den Bediensteten erleben wir zwar das Glück des überstandenen Krieges aber auch die Hungersnot, Inflation und die vielen Lasten, die auf der jungen Republik liegen.
Viele wünschen sich die Kaiserzeit zurück.
Die Abschaffung der Standesprivilegien und des Adels wollen auch viele nicht akzeptieren, besonders die ehemalige Gutsherrin Gräfin Feodora.
Die Gutsherren kämpfen mit den Kriegsfolgen, die meistens auch Misswirtschaft bedeuteten und mit den neuen Steuergesetzen, die Abgaben verlangen.

Ich habe mich schnell wieder heimisch gefühlt auf Gut Greifenau und in der Familie, denn die Schicksale der Figuren aus den ersten Bänden werden nahtlos weitergeführt. Gespannt habe ich verfolgt, wie Konstantin und Rebecca unermüdlich um das Gut kämpfen und irgendwann auch Hilfe annehmen müssen. Katharinas Mann Julius verfügt über viel Geld und hilft mit „Anleihen“, die ihm aber auch Anteile an Gut Greifenau verschaffen.
Die Hyperinflation macht allen schwer zu schaffen, denn alles wird immer teurer, Lebensmittel, Kleidung, einfach alles was lebenswichtig ist. Dabei haben die Bewohner des Gutes es noch recht gut, da sie selbst anbauen, was zum Essen benötigt wird.
Aber es sind für alle sehr schwere Zeiten, die ihre Spuren hinterlassen und alle Sorgen und Nöte der Menschen sind deutlich geworden. Aber ich habe auch die Glücksmomente genossen, z. B. als Kinder geboren werden.

Wie auch schon bei den vorherigen Bänden hat mich die tolle Recherche der Autorin begeistert. Sehr anschaulich und mit viel Detailreichtum erzählt sie in diesem Roman ein Stück deutsche Geschichte und veranschaulicht das Leben in dieser Zeit sowie die politische Entwicklung im Land sehr authentisch. So ist die Geschichte nicht nur unterhaltsam sondern auch lehrreich und frischt die Erinnerung an unsere Vorfahren auf.
Dabei ist der Schreibstil sehr mitreißend und bildhaft, so dass ich mich immer mitten im Geschehen fühlte und die Ereignisse gebannt verfolgt habe.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass sich die Figuren glaubhaft und der Zeit angemessen weiter entwickeln wobei sie nichts von ihrer Lebendigkeit und Authentizität verloren haben.

„Goldsturm“ ist die fesselnde Fortsetzung der Geschichte um Gut Greifenau und seiner Bewohner vor dem realen historischen Hintergrund dieser Zeit, von Hanna Caspian großartig erzählt.
Vor mir gibt es gerne eine Leseempfehlung für die gesamte Reihe und ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Silberstreif“, die dann nahtlos im Herbst 1923 anschließen wird.

Fazit: 5 von 5 Sternen

 

© Fanti2412