Rezension

Großartige Idee, aber zu simpel erzählt

NSA - Nationales Sicherheits-Amt - Andreas Eschbach

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 3 Sternen

Der deutsche Nationalsozialismus war der Inbegriff des Bösen, eine Schreckens- und Terrorherrschaft im Namen einer menschenverachtenden Ideologie, die das Leben von Millionen von Menschen zerstört hat. Eschbach erzählt dieses dunkle Kapitel unserer Vergangenheit als alternative Geschichte, die dem Schrecken noch eins draufsetzt: die Nazis mit Internet und Überwachungstechnologie ausgestattet. Ziel ist die totale Kontrolle der BürgerInnen und Auslöschung jeglichen unabhängigen Denkens und Fragens. Das regt zur Reflexion an –über die Bedeutung von Freiheit, Demokratie und Vielfalt, und über den Umgang mit den eigenen Daten.

Die Grundidee des Buchs ist so erschreckend wie großartig. Der Einstieg ist zunächst auch sehr spannend; leider baut das Buch dann zum Ende hin immer mehr ab. Wir lernen zunächst die Hauptprotagonisten kennen: Eugen, einen Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsamts, der seine berufliche Stellung zum Ausspionieren und Erpressen von Frauen missbraucht; die junge Helene, die dort als Programmiererin arbeitet und sich in einen Deserteur verliebt. Diese Charaktere sind von Beginn an recht plakativ und schwarz-weiß gestaltet. Leider entwickeln sie sich auch nicht nennenswert im Laufe des Buches. Gerade Helene trägt durch ihre Arbeit immer wieder maßgeblich dazu bei, das Kontrollnetz der Nazis enger und enger zu spannen. Obwohl das ihren eigenen Interessen zuwiderläuft und hohes moralisches Konfliktpotential hat, werden die entstehenden Fragen nach der Verantwortung des Einzelnen nicht ausgelotet. Stattdessen verbleibt der Roman lange auf der Ebene des Beziehungsdramas. Vieles wird dabei sehr ausführlich erzählt; am Ende überschlagen sich dann die Ereignisse auf so rasante Weise, dass die Plausibilität auf der Strecke bleibt.

Trotz der Schwächen in der Charaktergestaltung bietet dieses Buch dabei eine spannende Lektüre; es ist zwar nicht sonderlich raffiniert, aber dennoch packend erzählt. Eschbachs Stärken liegen definitiv in seinem Ideenreichtum und seiner Gabe, technische Entwicklungen einzubeziehen und anschaulich zu erklären.