Rezension

Großartige Momente und langatmige Sequenzen

Morgen, morgen und wieder morgen -

Morgen, morgen und wieder morgen
von Gabrielle Zevin

Bewertet mit 3 Sternen

Sam und Sadie lernen sich als Kinder im Krankenhaus kennen. Sadie besucht ihre krebskranke Schwester, Sam ist selbst Patient. Die beiden verbringen unendlich viele Stunden mit Videospielen, bis es zum Bruch kommt. Nach Jahren treffen sie sich zufällig wieder, beide sind noch immer Gamer und noch besser: Sie wollen wieder Freunde sein und zudem als Partner gemeinsam Spiele entwickeln. Dabei gilt es viele Hürden zu nehmen, einige sind aber scheinbar zu hoch für die beiden…
Die Idee ist gut, aber ab der Mitte ist es mir immer wieder ein bisschen zu langatmig gewesen. Die Autorin verliert sich zwar nicht so oft im Klein-Klein, aber wenn dann doch so sehr, dass mir negativ aufgefallen ist. Die Zeitsprünge, die die Autorin immer wieder unvermittelt einbaut sind an sich nicht verwirrend, aber gerade da hätte eines deutlich gestrafft/gekürzt sein können.
Überraschend gut gefielen mir die Einblicke in die Gamer-Szene und vor allem die Spieleentwicklung. Ich kann solchen Spielen einfach nichts abgewinnen und war daher zu Beginn auch unsicher, ob ich das dicke Ding (über 500 Seiten) überhaupt beginnen sollte. Überraschenderweise haben mir diese Anteile ziemlich gut gefallen. Das Problem waren vielmehr die Protagonisten. Ich mochte sowohl Sam, als auch Sadie zu Beginn sehr. Ihre Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen war gut gezeichnet, nachvollziehbar und vor allem hatten sie Ecken und Kanten. Das Problem: Ich hatte den Eindruck, dass ihre Entwicklung irgendwann mit Anfang 20 stehen blieb und sie so gar nichts aus ihren Erfahrungen und Fehlern lernten. Beide sind stur, reden nicht miteinander und so kommt es zu Missverständnissen, es folgt unnötiges Gezicke und Gezeter, gerade nach einer speziellen Entwicklung hätte ich mir einen ganz anderen Fortgang der Geschichte gewünscht. Zum Ende hin hat mich manches wirklich nur noch gestört und ich konnte die Handlungen der beiden nicht mehr nachvollziehen. Was nicht heißen soll, dass es nicht genauso laufen kann, wenn sich in eine Freundschaft eine gewisse Rivalität einschleicht. Neid ist auch so ein Thema, dass vor dieser Freundschaft nicht Halt macht und wenn dann alles zusammenkommt…

Extrem gut gefiel mir Marx und das Kapitel in dem er zu Wort kam, hat mich wirklich von der Schreibkunst der Autorin überzeugt. Ebenso, dass sie geschafft hat, mir die im Buch entwickelten Spiele so schmackhaft zu machen, dass ich zumindest einen Test der Spiele ernsthaft in Erwägung ziehen würde - und das will was heißen!

Unter dem Strich kann ich sagen, dass das Buch seine großartigen Momente hatte, aber auch echt einige langatmige Szenen und überflüssig langen Sequenzen. Aus meiner Sicht hält sich beides die Waage, daher drei Sterne.