Rezension

Großartiger erster Teil, dann recht langatmig

Die letzte Tochter von Versailles -

Die letzte Tochter von Versailles
von Eva Stachniak

Eva Stachniak ist eine Meisterin des historischen Romans, und auch in ihrem aktuellen Buch Die letzte Tochter von Versailles erweckt sie eine vergangene Welt kenntnisreich zum Leben.

Frankreich am Vorabend der Französischen Revolution: Die 13jährige Veronique lebt mit ihrer verwitweten Mutter und den Brüdern mehr recht als schlecht vom Verkauf alter Kleider. Das Leben in Paris ist für Nicht-Adelige kein Zuckerschlecken. Wie groß sind daher die Erwartungen der Familie, als das hübsche Mädchen auserwählt wird und in Versailles die Chance erhält, zu Bildung und Wohlstand zu gelangen. Welche Gegenleistung sie erbringen muss, ahnt Veronique allerdings nicht. Auch nicht, dass der polnische Adlige, zu dem sie ins Schloss Versailles gerufen wird, kein anderer als der französische König Louis XV. ist. Dieser lebt selbstherrlich wie seine Vorfahren im Prunkschloss Versailles. Berühmt ist er geworden durch seine langjährige Mätresse Madame Pompadour. Diese ist es auch, die dafür sorgt, dass es Louis nicht langweilig wird. Immer neue, blutjunge Mädchen braucht der absolute Monarch. Und die Pompadour hat mit dem Kammerdiener des Königs ein System entwickelt, damit die Gier des alternden Mannes befriedigt wird. Dazu gehört auch das "Entfernen" der Mädchen, wenn sie nicht mehr gefallen. Veronique wird es nicht anders ergehen. Ein Kind vom König erwartend muss sie das Feld für Andere räumen.

Spannend und detailreich schildert Eva Stachniak im ersten Teil des Buches das Schicksal der schönen Veronique, die am Ende ein Opfer der Machtverhältnisse im royalen Umfeld wird. Man leidet mit ihr und ist mit ihr aufgeregt vor der ersten Begegnung mit Louis. Letztendlich macht es sehr traurig, was ihr widerfahren ist.

Im zweiten Teil des Buches nun geht es um ein weiteres Schicksal einer jungen Frau: Marie-Louise wächst bei unterschiedlichen Pflegefamilien auf, bis sie bei der Hebamme Margot ein echtes Zuhause findet. Als Sie den Anwalt Pierre heiratet, kann sie noch nicht ahnen, dass der Revolutionär am Ende der Französischen Revolution zum Opfer fallen wird. Die Vergangenheit holt Marie-Louise ein, als sie eine alte Witwe in ihren Haushalt aufnimmt und somit das Rätsel ihrer eigenen Herkunft gelöst wird.
Diesen Teil des Buches habe ich nicht so schnell verschlungen, wie die Geschichte um Veronique. Zu langatmig sind die Beschreibungen zB. des Haushalts, den Veronique führt. Auch die politischen Verhältnisse, die ja diese Zeit prägen, werden aus meiner Sicht zu wenig interessant geschildert. Die Autorin verliert sich in Andeutungen rund um die Ereignisse, von denen Marie-Louise und ihr Mann betroffen sind. 
Es ist tatsächlich ein markanter Wechsel in der Erzählweise , der zwischen dem ersten und zweiten Teil stattgefunden hat. Ich musste mich da teilweise selber sehr zum Weiterlesen motivieren. Die 4-Sterne-Bewertung gibt es im Prinzip für den ersten Teil, der eine (zum Glück) vergangene Zeit wunderbar zum Leben erweckt hat.